„Besser wird’s nicht mehr!“

Virenkrieg

Roman-Zyklus von Lutz Büge

Incubus – Virenkrieg III

Biowaffen, Geheimorganisationen
und einsame Entscheidungen –
die Menschheit am Rand ihrer Auslöschung.

„Willkommen in einer Welt, in der es keine saubere Trennung
mehr gibt zwischen Gut und Böse, richtig und falsch.“

Frankfurter Rundschau

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„Besser wird’s nicht mehr!“

Ich bin jetzt 55 Jahre alt. Da stellt man sich schon mal die Frage: Wie ist es gelaufen? Nicht weil es bald zu Ende sein könnte, das Leben; das kann es in der Tat jederzeit, von einer auf die andere Sekunde. Sondern weil die Zeit, die noch bleibt, allmählich überschaubar wird. Das steigert die Neigung, Bilanz zu ziehen. Andere schreiben in dieser Lebensphase ihre Autobiografien. Ich mache es kurz und sage: Vielleicht schreibe ich demnächst doch mal einen autobiografischen Roman. Der könnte den Titel tragen: „Besser wird’s nicht mehr“. Das sagte mein Großvater reichlich mürisch zu meinem Vater, als er sich im Jahr 1978 das neue Auto der Familie vorführen ließ, einen riesigen Ford Granada. Für meinen Großvater, der sich in der Weimarer Republik als Kommunist engagiert hatte, war die große Limousine das sichtbare Zeichen eines äußersten Wohlstands. Was sollte danach noch kommen? Tatsächlich habe ich manchmal den Eindruck, dass uns Vieles von dem, was danach noch kam, vom Privatfernsehen bis zum Smartphone, nicht unbedingt zufriedener gemacht hat.

Virenkrieg-Autor Lutz Büge
schreibt auf Ybersinn.de über
die Hintergründe seines Romanzyklus.

Es wurde dennoch besser, aber auf eine Weise, die sich wohl weder mein Vater noch mein Großvater hätten vorstellen können. Sie waren sehr auf Sicherheit bedacht, was natürlich mit Kriegserfahrungen zu tun hatte, aber auch mit einer Denkwelt, in der ein Jobwechsel, um ein Beispiel zu nennen, keineswegs so selbstverständlich und leicht vollzogen war, wie er das heute ist. Mein Vater wäre zu gern Beamter geworden. Die letzte Station seines beruflichen Werdegangs war tatsächlich eine Behörde des Landes Schleswig-Holstein, wenn auch „nur“ als Angestellter im öffentlichen Dienst. Da hat er noch, auch das war wichtig, seinen Dipl.Ing. verliehen bekommen; vorher war er „nur“ graduierter Ingenieur. Etwas anderes hingegen hat er nicht verfolgt. Als Jugendlicher, das hat er mir mal gestanden, hat er Krimis geschrieben. Als er sah, dass ich als Jugendlicher, also im gleichen Lebensalter wie er seinerzeit, Geschichten zu schreiben begann, wurde er nicht müde, diese Schreiberei als brotlose Kunst zu diffamieren. Er hat es noch erlebt, dass meine Romane verlegt wurden. Es muss ihn eine Menge Überwindung gekostet haben, damals, es war im Jahr 1998, zur Buchpräsentation von und Lesung aus Reife Leistung in die Buchhandlung Männerschwarm am Hamburger Pferdemarkt zu kommen.

Dabei hatte er recht mit der brotlosen Kunst, aber darum geht es nicht. Natürlich träumen Autoren davon, von dem leben zu können, was sie schreiben. Den wenigsten gelingt das. Ich wundere mich manchmal darüber, womit es jenen gelingt, die das schaffen, aber ich gönne jeder Kollegin und jedem Kollegen den Erfolg. Für mich kommt es auf etwas anderes an: dass ich meine Geschichten schreiben darf. Dass es mir gelungen ist, mein Leben so einzurichten, dass genug Platz fürs Schreiben ist. Dass die äußeren Umstände positiv und kreativ sind und Freiräume ermöglichen. Und dass mein Mann das Schreiben vom Anfang unserer Partnerschaft an mitgetragen hat. Das war ausschlaggebend dafür, dass alles andere sich gut entwickelt hat. Und es war natürlich auch Glück dabei.

Denn schon damals, als Jugendlicher, über den der Vater besorgt den Kopf schüttelte, war für mich eines klar: Ich will schreiben. Nichts anderes. Ich habe den Kopf voller Geschichten, die aufgeschrieben werden wollen. Dabei geht’s nicht nur um mich. Ich möchte durchaus, dass diese Geschichte gelesen werden. Und wie sich zeigt, ist dies der Fall: Ich grüße meine kleine, aber feine Gemeinde von Leserinnen und Lesern! Ihr seid via Facebook auf meine Romane aufmerksam geworden, und wie ich höre, gefallen sie Euch. Ja, ich möchte Menschen mit meinen Geschichten unterhalten und am liebsten fesseln! Ich bin ein Erzähler, kein Beamter und kein Kaufmann. Deswegen ist der Brotberuf, in dem ich schließlich gelandet bin – Journalist – der für mich besttaugliche.

Doch vor dem Lesen meiner Bücher kommt das Schreiben meiner Bücher. Wenn im September 2020 der fünfte Roman des Virenkrieg-Zyklus erscheint, wird hoffentlich niemand danach fragen, wie viel Arbeit diese Romane gemacht haben. Ja, Arbeit! Schreiben ist nicht nur Vergnügen. Man braucht auch Disziplin. Der innere Schweinehund muss überwunden werden, der vor allem darauf schielt, wie viel Arbeit noch bevorsteht. Manchmal kommt die Lust erst beim Schreiben selbst. Das Ringen um die beste Formulierung ist keineswegs immer das reine Vergnügen. Und nicht zu vergessen: Die komplexe Handlung der Virenkrieg-Romane hat mich oft genug an den Rand der Verzweiflung gebracht, denn ich war mir keineswegs immer sicher, dass ich diesen riesigen Stoff wirklich bewältigen würde. Aber irgendwann kam dann doch immer die richtige Idee, um dieses oder jenes Problem zu lösen.

Und dann ist das Buch da. Dass ich von den Erlösen aus den Verkäufen nicht leben kann, spielt keine Rolle, denn ich habe einen guten Brotjob. Und wer weiß: Vielleicht kommt er ja noch, der literarische Durchbruch. Ich bin erst 55. Was hingegen sehr wohl eine Rolle spielt: Ich darf schreiben! Ich darf das machen, von dem ich schon als Jugendlicher wusste, dass ich nichts anderes machen will. Meine Bücher werden veröffentlicht und sogar gelesen, und das nächste Großprojekt, der Amduat-Zyklus um den Abenteurer Theo Magenheim, steht bereits bevor. Ich freue mich drauf, und ich freue mich darüber, dass mein Großvater sich geirrt hat. Besser wird’s nicht mehr? Ich finde, es ist sehr viel besser geworden.

Nächste Woche: Der Drehtür-Effekt – Karrieren in Washington

Das Virenkrieg-Finale – Eine Übersicht

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