Der „war on terror“ – Die Grundlagen

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Virenkrieg

Roman-Zyklus von Lutz Büge

Incubus – Virenkrieg III

Biowaffen, Geheimorganisationen
und einsame Entscheidungen –
die Menschheit am Rand ihrer Auslöschung.

„Willkommen in einer Welt, in der es keine saubere Trennung
mehr gibt zwischen Gut und Böse, richtig und falsch.“

Frankfurter Rundschau

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Der „war on terror“ – Die Grundlagen

Der „Krieg gegen den Terror“ wurde von den USA im Jahr 2001 nach den Attentaten auf das World Trade Center und das Pentagon ausgerufen. Heute, 18 Jahre später, sind dieser „Krieg gegen den Terror“ und seine Auswirkungen zu einem Teil unseres Lebens geworden, auch in Deutschland.

Dieser Konflikt hat viele Gesichter. Er zeigt sich in militärischen Handlungen etwa beim Kampf gegen den „Islamischen Staat“, von denen wir aus den Nachrichten erfahren, aber er wirkt sich auch in vielfacher Hinsicht auf uns aus, in der Politik und in unserem täglichen Leben und Miteinander. Überall – in Online-Netzwerken wie Facebook, auf Twitter, in Blogs und anderen „sozialen Medien“ – wächst die Bereitschaft zur Aggression. Wir werden immer aggressiver, ohne die Ursachen zu erkennen. Eine davon ist der „war on terror“. Dieser Krieg ist so selbstverständlich geworden, dass wir ihn kaum mehr hinterfragen.

So ist die deutsche Politik heute eher bereit als vor 20 Jahren, Militäreinsätze wieder als Fortsetzung von Politik mit anderen Mitteln anzusehen und zu erwägen. Verschiedene deutsche Politiker bis hin zum früheren Bundespräsidenten Gauck haben sich – zum Beispiel auf der Münchener Sicherheitskonferenz – in dieser Hinsicht klar positioniert. Ich frage mich, ob ihnen klar ist, dass sie damit in dieser globalen Auseinandersetzung, diesem „clash of civilizations“, eine anheizende Rolle übernehmen, anstatt zur De-Eskalation aufzurufen.

Die Auswirkungen des „Kriegs gegen den Terror“ zeigen sich unter anderem in einer zunehmenden, in Teilen irrationalen Angst vor „dem Islam“ und haben sich inzwischen auch schon in unserer Gesetzgebung niedergeschlagen: Unser Asylrecht wurde verschärft, und „Rückführungen“, also Abschiebungen, wurden erleichtert, ohne dass eine ernst zu nehmende gesellschaftliche Debatte darüber gegeben hätte, was „sichere Drittstaaten“ sind. Die USA haben sich mit zahlreichen neuen Gesetzen und Sicherheitsbestimmungen gegen den Terror gewappnet, welche die US-amerikanische Gesellschaft verändert haben. In Europa haben sich in fast allen Staaten rechte Parteien etabliert, die ohne den „war on terror“ kaum denkbar wären. In Deutschland ist es die AfD, die infolge des Flüchtlingsherbsts des Jahres 2015 – der ebenfalls eine direkte Folge des „Kriegs gegen den Terror“ war – so populär wurde, dass sie in den Bundestag gewählt wurde.

Doch all die Sicherheitsvorkehrungen, die wir seitdem ergriffen haben, konnten nicht dazu führen, dass wir uns sicherer fühlen. Im Gegenteil: Wir erwarten jeden Moment den nächsten Terroranschlag, und wenn in Paris die Kathedrale Notre Dame in Flammen aufgeht, sind wir sofort bereit, an einen terroristischen Anschlag zu denken. Wir leben in einem Zustand anhaltender Paranoia. Von dieser Paranoia erzählen auch meine Virenkrieg-Romane, in denen der „Krieg gegen den Terror“ sogar mit – eigentlich verbotenen – Biowaffen geführt wird. Aber es gibt auch einen Hoffnungsschimmer: Im aktuellen Roman Incubus – Virenkrieg III, der gerade erschienen ist, geht der Kandidat Joey Calderon mit einem Friedensversprechen in den Präsidentschaftswahlkampf, mit John F. Kennedys Worten auf den Lippen:

„Wir wollen also gegenüber unseren Differenzen nicht die Augen verschließen – aber wir wollen auch unsere Aufmerksamkeit auf die gemeinsamen Interessen und auf die Mittel richten, durch die diese Differenzen beseitigt werden können.“

Virenkrieg-Autor Lutz Büge
schreibt auf Ybersinn.de über
die Hintergründe seines Romanzyklus.

„Krieg gegen den Terror“ – was ist das eigentlich für ein sonderbarer Begriff? Ist das nicht, als würde man versuchen, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben? Es gibt Gründe für Terror. Wenn man gegen Terror Krieg führt – liefert man ihm dann nicht weitere Gründe? Ist ein solcher Krieg zu gewinnen? Züchtet man sich nicht vielmehr die eigenen Gegner selbst heran?

Im zweiten Teil des Virenkrieg-Zyklus, in Skylla – Virenkrieg II, lasse ich den fiktiven Kommunikationswissenschaftler Leonard Walters, der in Evan – Virenkrieg IV noch eine größere Rolle spielen wird, in einem Interview sagen:

„Gewalt erzeugt Gegengewalt. Wenn Sie diesen Teufelskreis durchbrechen wollen, müssen Sie anfangen zu reden. Wenn Sie nicht reden wollen, dann wollen Sie diesen Teufelskreis nicht durchbrechen. Dann stellt sich die Frage: Was haben Sie davon, dass der Teufelskreis funktioniert?“

Derselbe Inhalt aus der entgegengesetzten Perspektive findet sich in einem Zitat von Richard Perle, einem der realen Vordenker der →* Neokonservativen in den USA, einem einflussreichen Politiker, der unter anderem für den Thinktank „Defense Policy Board Advisory Committee“ gearbeitet hat. Er hat gesagt:

* Unverständliche Begriffe kannst Du im Virexikon nachschlagen.

„Any attempt to discuss the roots of terrorism is an attempt to justify it. It simply needs to be fought and destroyed.“

„Jeder Versuch, die Wurzeln von Terrorismus zu diskutieren, ist ein Versuch, Terrorismus zu rechtfertigen. Er muss einfach bekämpft und zerstört werden.“

Diese Haltung macht jede Problemanalyse unmöglich. Etwas zu verstehen soll dasselbe sein, wie es zu rechtfertigen? Das ist absurd! Jeder Versuch, Richard Perles These zu diskutieren, soll ein Versuch sein, Perle zu rechtfertigen? Ich würde im Gegenteil sagen: Diese Diskussion über Perles These und seine Motive ist dringend nötig, um zu begreifen, was seit dem 11. September 2001 mit der Welt passiert ist. Zudem ist Misstrauen angebracht: Wenn ein Politiker, egal welcher, behauptet, etwas sei „einfach“, dann darf man mit Fug und Recht davon ausgehen, dass dieses Etwas eine ganze Menge ist, aber eines mit Sicherheit nicht: einfach.

Perle gehörte zu einer Gruppe von Politikern, deren Einfluss auf die US-Politik seit Ronald Reagan stetig gewachsen ist, aber er blieb als Berater eher im Hintergrund. Andere Mitglieder dieser Gruppe dürften Dir namentlich besser bekannt sein: Donald Rumsfeld gehörte dazu, später „Verteidigungsminister“ unter George W. Bush, Paul Wolfowitz, der von 2005 bis 2007 Präsident der Weltbank war, und Richard „Dick“ Cheney, Vizepräsident unter George W. Bush und wohl der einflussreichste Politiker dieser Ära. Doch es war vor allem Perle, der die Pläne für den Irakkrieg schon früh gepusht hatte. In Washington trägt er bis heute den Spitznamen „Fürst der Finsternis“ oder auch „Darth Vader“.

Hier, in dieser Gruppe von neokonservativen US-Politikern, hat der „war on terror“ seinen Ursprung. Nicht den Grund oder den Anlasse, aber den Ursprung, denn von diesen Politikern wurde der Krieg ausgerufen. Die Attentate vom 11. September 2001 lieferten den Anlass zum Zuschlagen. Die Gründe dafür waren schon vorher geschaffen worden. Und daher werde ich dem Rat des Herrn Perle nicht folgen, sondern werde mich in lockerer Folge im Rahmen dieser Artikelserie mit den Ursachen von Terrorismus beschäftigen, so wie ich dies auch in meinen Romanen mache. Ich fürchte übrigens, dass Richard Perle selbst zu diesen Terrorursachen gezählt werden muss.

Nächsten Dienstag: „Besser wird’s nicht mehr“ –  Mal ein bisschen was Autobiografisches

Das Virenkrieg-Finale – Eine Übersicht

 

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