Supervulkane und Archen

Leute, es gibt Redestoff.
Über Supervulkane.
Merkwürdiger Zufall:
Kaum ist mein neuer Roman
erschienen, da kommen Nachrichten
über einen möglichen Vulkanausbruch
in Süditalien, über den ich schreibe.
Da stellt sich doch die Frage:
Was ist Science Fiction?

Noah schläft

HIER – mein neuer Roman.

 

Supervulkane und Archen

Am Schönsten ist das Fabulieren, Erzählen, Geschichten erfinden, wenn man sich dabei keine Grenzen auferlegt. Genau das geschieht im Märchen: Es ist praktisch alles möglich. So wie in der Science Fiction, die ebenfalls etwas Märchenhaftes hat. Aber manchmal gibt es Momente, da kommt man ins Stolpern. Märchenhaft? Nein, im Gegenteil: Verdammt nahe an der Realität. Ist das dann noch Science Fiction? Ich nenne es Science Faction.

Dieser Tage gingen Nachrichten um die Welt, dass in Italien, ganz dicht bei  Neapel, ein Supervulkan ausbrechen könnte: die Phlegräischen Felder. Das ist ein Vulkan, dessen Caldera – der Vulkankrater – 15 Kilometer durchmisst und zum Teil unter Wasser direkt bei Neapel liegt. Das Besondere an diesem Vulkan: Die Magmakammern befinden sich nur zehn Kilometer unter der Erdoberfläche. Das ist ziemlich weit oben. Zur Einordnung: Bei einem anderen Supervulkan, der vor einem Jahrzehnt durch einen Film von Roland Emmerich („2012“) Furore machte, nämlich dem Yellowstone in den USA, liegen diese Magmakammern zehn Kilometer tiefer. Das heißt nicht, dass dieser Vulkan ungefährlich wäre. Es erklärt aber, warum die Phlegräischen Felder permanent heiß sind. Die Erdkruste arbeitet dort. Die Stadt Pozzuoli, die quasi auf dem Kraterrand liegt, soll Messungen zufolge im Jahr 2022 vier Meter angestiegen sein, also höher liegen als zuvor. Inseln wie Ischia sind Teil des Kraterrandes. Grund für den Anstieg: vulkanische Gase, die sich in der Tiefe der Erdkruste ansammeln und sie dadurch aufwölben. Bis es zum Ausbruch kommt.

Es ist keine seriöse Prognose darüber möglich, wann und ob dieser Supervulkan ausbrechen wird. Vielleicht beruhigt er sich wieder. Aber er arbeitet. Sein Magmasystem ist mit dem nahegelegenen Vesuv verbunden, der als der einzige aktive Vulkan auf dem europäischen Festland gilt. (Ätna, Stromboli und Eyjafjallajökull, nur als Beispiele, liegen auf Inseln.) Das könnte sich ändern. Die Definition für Supervulkane besagt, dass ihre Ausbrüche auf dem Vulkanexplosivitätsindex die Intensität 8 erreichen. Der massivste Vulkanausbruch der vergangenen Jahre war der des Hunga-Tonga im Südpazifik im Januar 2022, eines unterseeischen Vulkans, mit einem VEI von 5. Die stärkste Eruption seit der des Pinatubo im Jahr 1991. Nur zum Vergleich: Der Ausbruch des Eyjafjallajökull auf Island im Jahr 2010, der die gesamte europäische Luftfahrt lahmgelegt hat, bekam eine 4 in diesem VEI-Index. Die Wucht solcher Ausbrüche steigt exponenziell. Eine 8 ist also nicht einfach achtmal mehr, sondern von der 4 an muss hoch zehn hoch zehn hoch zehn hoch zehn gerechnet werden, im Vergleich zum Eyjafjallajökull.

Der folgenreichste Vulkanausbruch der letzten 200 Jahre weltweit war vermutlich der des Tambora auf Indonesien mit einem VEI von 7. Dem folgte im Jahr 1816 in Europa das „Jahr ohne Sommer“. Mit verheerenden Auswirkungen auf die Ernten, in der Folge die schlimmste Hungersnot des 19. Jahrhunderts. Dieser Vulkanausbruch hat das globale Klima verändert. Da mag man sich den Ausbruch eines Supervulkans, der noch mal eine Zehnerpotenz stärker sein könnte, wirklich nicht vorstellen. Vor allem auch deswegen, weil rund um die Phlegräischen Felder Millionen von Menschen leben. Die haben zwar die rauchende Gefahr in Gestalt des Vesuv ständig vor Augen, aber das macht die Sache nicht besser und hat sie seit der Römerzeit und auch der davor schon nicht davon abgehalten, dort zu siedeln. Man denke nur an Pompeji. Das zeigt recht gut, dass der Mensch eine große Begabung darin hat, sich die Realität zurechtzubiegen. Oder auch, sie zu ignorieren.

Es ist Zufall, dass die Phlegräischen Felder in meinem aktuellen Roman „Noah schläft – Die Rückkehr der Arche“ eine Rolle spielen. Ich wollte die Gefahr zwar nahe an meine europäischen Leserinnen und Leser heranholen, aber ich wollte keine Vorhersage darüber abgeben, wann und ob die Phlegräischen Felder ausbrechen. Im Roman ist dafür übrigens die Arche Allerdings mit ihrer Schwerkraft verantwortlich, die das Erdinnere durcheinanderbringt. Da sind wir dann wieder beim Märchenhaften. Aber vor realistischem Hintergrund. Möge es nie so weit kommen! Und das ist aus meiner Sicht ein gutes Beispiel dafür, dass Science Fiction manchmal allzu schnell abqualifiziert wird. Mein Vorschlag ist: Reden wir in solchen Fällen lieber von Science Faction und schreiben solchen Gedankenspielen einen gewissen realistischen Hintergrund zu.

Also, Ihr Lieben: Ladet Schub!

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