Wie entsteht ein Buch-Cover? Und vor allem: Wie kann es entstehen, ohne dass man als Cover-Gestalterin allzu viel über den Inhalt des Buchs weiß? Denn zu dem Zeitpunkt, als Isabella V. Galanty sich an die Arbeit machte, die „Virenkrieg“-Cover zu entwerfen, war der Roman nur in Teilen fertig. Mehr als die Hälfte war damals lediglich Idee. Hier kommt ein Interview mit Isa, das diese Frage — und noch einige andere — beantwortet. Außerdem erfährst Du, was das alles mit Ferdi Fuscus dem Imperator zu tun hat, einem pinken Plastik-Seepferd, das Anspruch auf die Weltherrschaft erhebt.
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„Ich will etwas machen, das rockt!“
Lutz Büge: Liebe Isa, wir kennen uns ja nun schon eine ganze Weile durch die Frankfurter Rundschau, für die auch Du eine Weile gearbeitet hast. Ich hätte damals nicht gedacht, dass daraus eine derart enge Zusammenarbeit wird, wie wir sie im Jahr 2013 mit den Cover-Arbeiten für „Der Osiris-Punkt“, „Genetics“ und jetzt „Virenkrieg I.“ hatten. Du?
Isabella Galanty: Nein. Während der Rundschau-Zeit war Lutz immer da, wenn irgendein Leser was zu motzen hatte. Lutz kam rein und ich sank gaaanz tief in meinen Stuhl rein, machte mich kleiner und überlegte dann schon immer, was schiefgelaufen sein könnte! *g*
Nachdem ich aber gemerkt habe, dass Du das „Ferdi-Projekt“ verstehst, stand der Zusammenarbeit nichts mehr im Wege. Man kommt ja meistens mit Leuten klar, die ähnlich schräg sind wie man selbst! Also irgendwie hätt‘ man sich das doch denken können …
Erstaunlich finde ich immer wieder, dass Du jedes Mal fast sofort eine Idee für ein Cover hattest, noch ehe ich richtig vom Inhalt eines Romans erzählt hatte, und dass Deine Ideen sofort die Atmosphäre des Romans erfassen. Kannst Du beschreiben, was da bei Dir abgeht?
Hm. Schwierig, da geht’s irgendwo im Kopf los … Ist ähnlich wie im Kino: Der Film fängt an und man ist gespannt, wie er zuende geht, hat aber schon eine Idee, die man dann präzisieren muss!
Du hast also gleich irgendwelche bildlichen Vorstellungen. Bei unseren Gesprächen hatte ich oft den Eindruck, als ob Du währenddessen im Geiste ganze Datenbanken von Fotos durchgehst, die das Zeug zum zentralen Motiv des Covers hätten. Wie viele solcher Bilder trägst Du im Kopf mit Dir herum?
Eigentlich habe ich erst die Idee und dann fällt mir entweder ein Foto ein, das super passt und ich schon habe oder aber eine Location, zu der ich dann hindüse, um das Foto zu machen! Oder ich muss nach etwas suchen, was zu meiner Idee passt. Es klappt nicht immer! Manchmal kommt man auch nach Hause und ist mit dem Fotografierten nicht zufrieden! Und dann muss man nochmal los und anders denken, andere Perspektiven finden! Wenn man dann grad auf Island ist, dann muss man natürlich gleich total quer denken, denn da kann man nicht mal eben nochmal hinfahren … Auch wenn man’s gerne machen würde! Und oft sehe ich Dinge, die ich irgendwie interessant finde, mache ein Foto, und irgendwann passt es für ein Cover!
Du fotografiert also alle Motive selbst, die Du verwendest?
Jepp, alles selbst fotografiert oder wie beim „Osiris-Punkt“ selbst gezeichnet! Denn das Cover war eine reine Computer-Arbeit! Was nicht heißt, das es schneller ging. Auf keinen Fall … Es ist vollkommen Bockwurst, ob man zeichnet oder fotografiert. Es ist immer viel Arbeit!
Du fotografierst auch unter extremen Bedingungen und begibst Dich dafür an obskure Orte, zum Beispiel steigst Du in Katakomben hinab oder setzt Dich in Island dem Kältetod aus …
Kälte ist super! Ok, in den Katakomben gab’s schon mal den einen oder anderen Platzangstanfall. 😉 Aber auf Island gibt es so viele tolle Motive, die nicht nur für Island-Krimis perfekt sind! Manchmal muss man etwas suchen und manchmal auch stundenlang durchs „Kniekraut“ waten … und oft lohnt es sich! Aber auch in Berlin oder anderen Orten findet man immer Motive, die man spannend findet. Nicht immer hat man dann ein Cover im Hinterkopf …
An all das denkt man ja überhaupt nicht, wenn man Dich bei Deiner Arbeit beobachtet. Du bist Infografikerin und hast gerade den DuMont-Journalistenpreis gewonnen. Infografiken — das ist doch eigentlich eine recht trockene Sache, oder?
Jips! Keinesfalls. Infografik ist Spannung pur! Da lernt man manchmal viel Neues und kann oft Neues machen, wenn man die Motivation hat und seinen Job liebt! Naja es gibt auch andere Tage. Wie in jedem Job gibt’s ein Auf und Ab….
Hast Du Dir Ferdi Fuscus Den Imperator deswegen geschaffen — als Ausgleich?
Definitiv! Ein pinker Ausgleich. Und er wäre nicht das geworden, was er ist, wenn’s nicht all die Leute gäbe, die seine „Fans“ sind! Ferdi ist der eine Ausgleich, Sport der andere!
Zusammen mit Ferdi hast Du vor einer Weile ein Kochbuch gemacht, das mich immer wieder von den Socken haut, wenn ich darin blättere. Es heißt „Kulinarische Gassenhauer — neu interpretiert“ und ist voller leckerer vegetarischer Rezepte, wie es sich für ein Seepferd gehört. Ich hab damals einen Selbsttest hier auf dem Ybersinn gemacht. Kann man das Buch noch bekommen? Sind Fortsetzungen geplant?
Das Ferdi-Kochbuch war nur für meine Facebook-Ferdi-Freunde und ist inzwischen vergriffen. Aber ich habe vor, es noch etwas aufzupeppen und vielleicht irgendeinem interessierten Verlag anzubieten. Naja, irgendwann. Bisher hab ich das nicht gebacken gekriegt. Apropos: Irgendwann wird’s noch ein Backbuch/Süßkram geben von Ferdi, das ist zumindest grob in meinem Kopf, aber die Idee gärt noch. Ich will nicht einfach das wiederholen, was es schon gibt, ich will etwas machen, das rockt!
Zurück zum „Virenkrieg“. Als Du die Cover-Entwürfe geschickt hast, hattest Du ursprünglich einen völlig anderen Favoriten — siehe Abbildung rechts. Warum?
Keine Ahnung. Warscheinlich war es einfach die Begeisterung über das am Strand gefundene, angespülte mysteriöse Schiffs-Teil. Das sah so bizarr, zerstört und zerfressen aus! Das hat irgendwie auch gespasst! Ich war aber auch ganz lange total unentschlossen, denn die Idee mit der Brücke war die erste. Da hatte ich eine zerstörte Brücke in Island im Kopf, und dort habe ich mich dort auch relativ lange aufgehalten … Mitten im Nichts das „Brücken-Wrack“ … einsam allein und zerstört … und wie das passt.
Die Publikumsmeinung tendierte aber ganz schnell zu einem anderen Entwurf, den wir dann auch genommen haben und der — das ist mir sogar ein bisschen unheimlich — Deiner allerersten Idee folgte, die Du hattest, als ich Dir das erste Mal vom „Virenkrieg“ erzählte. Sollte man also immer seiner ersten Eingebung folgen?
Ja, eigentlich schon, aber man macht auch manchmal die Erfahrung, dass man im zweiten Anlauf doch noch eine andere Idee hat, die viel viel besser funktioniert. Man muss nur gucken, dass man sich nicht zu sehr verrennt und viel zu viel macht! Und manchmal ist es auch so, dass die zweite Idee klar macht, dass die erste die beste war! Ich hab da schon den Anspruch, mehr als 100 Prozent abzuliefern! Und wenn ich so was nicht ausprobiere, dann hab ich das Gefühl, „es hätte noch besser sein können“…
Inzwischen hast Du den „Virenkrieg“ komplett gelesen. Würdest Du immer noch sagen, dass eines der anderen Cover besser gepasst hätte?
Nicht besser … eher AUCH! Ich bin aber froh, dass ich das Cover VOR dem Lesen gemacht habe und dass Du mir eine Zusammenfassung gegeben hast, denn so konnte ich mich mehr auf die Aussage konzentrieren, die Dir wichtig ist, und wurde nicht so abgelenkt von total interessanten Kleinigkeiten!
Ich glaube, dieses Cover war auch deswegen besser geeignet als die anderen, weil sich damit leichter eine Cover-Folge machen ließ. Die einzelnen Cover sollten sich ja ein wenig unterscheiden, und so konntest Du jemanden auf der Brücke spazieren gehen lassen. Dafür musstest Du eigens noch einmal fotografieren?
Für dieses Motiv habe ich mir extra ein Modell „gebucht“, im übrigen das gleiche Modell, das für Genetics Band eins schon fotografiert wurde! Ich glaube, ich hätt’s auch geschafft, aus den anderen Covern eine Folge zu machen, sie waren tatsächlich schon so angedacht, dass es geklappt hätte, aber natürlich finde ich es gut, das wir auf dem Cover jetzt einen Menschen haben. Der Virenkrieg ist nahezu komplett aus Island! Zumindest die wichtigsten Teile … Die Person ist natürlich kein Isländer! Auf die Schnelle hatte ich keinen parat! 😉
Ich finde es phantastisch, wie perfekt das Cover die klaustrophobische Atmosphäre des Romans einfängt. Im „Virenkrieg“ handeln die Protagonisten selbst dann fremdgesteuert, wenn sie glauben, sich frei zu entscheiden. Es gibt keine freien Entscheidungen, es gibt nur den Weg Richtung Brückenkante, sprich: Abgrund.
Na ja, im Leben gibt’s manchmal auch nur diese Richtung! Es passt zum Inhalt … Und real ist diese Brücke auch ziemlich gruselig.
Tja, und nun ist das Baby draußen in der Welt und muss laufen lernen. Liebe Isa, ich hoffe, dass wir noch für viele schöne Cover zusammenarbeiten werden und dass sich all die Arbeit und die Mühe auch für Dich irgendwann lohnt. Vielen Dank für alles.
Lutz, wir sind dabei (Ferdi und ich) und freuen uns, wenn DU erst mal damit berühmt wirst! Mach ja weiter so und sieh zu, und wenn Du ein Star bist, wollen Ferdi und ich ein Autogramm und einen Kuchennachmittag! Ferdi steht total auf Kuchen mit Schlagsahne! Und außerdem freuen wir uns, dass Du uns immer so schön mit Lesestoff versorgst … uns alle!
Isabella V. Galanty lebt in Berlin und arbeitet zurzeit für die Berliner Zeitung. Hier geht es zu ihrer Website.
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„Verehrte Herren, lassen Sie mich nun zum Punkt kommen. Welche Kriterien zeichnen ein echtes Killervirus aus? Ich glaube, es sind vier:
Erstens: Hohes Ansteckungspotenzial. Es kann leicht übertragen werden. Unübertroffen ansteckend ist das Pocken-Virus, aber auch Influenza-Viren wie H5N1 können das gut.
Zweitens: Hohe Sterbequote mit dem Potenzial, selbst das beste Gesundheitssystem zum Zusammenbruch zu bringen. Unübertroffen: das Marburg-Virus mit bis zu 90 Prozent Toten.
Drittens: Mieses Image. Unser Killervirus löst Panik aus und lässt das gesellschaftliche Zusammenleben zum Erliegen kommen.
Viertens: Kein Gegenmittel. Es steht kein Impfstoff zur Verfügung und es kann in der Eile auch keiner hergestellt werden. Im Idealfall sollte es sich also um ein unbekanntes Virus handeln, das noch nicht erforscht werden konnte.
Und damit kommen wir zum Kern dieser Veranstaltung, sehr geehrte Herren, denn ich hätte hier etwas für Sie, hier in diesem kleinen, unscheinbaren Hochsicherheitsbehälter …“
Auszug aus den SCOUT-Protokollen, März 2017
Böse? Das war erst der Anfang. Mehr gibt es –> HIER.
Virenkrieg – Erstes Buch. Ybersinn-Verlag Offenbach. Paperback. Ca. 440 Seiten. 14,90 Euro.
ISBN: 9783981738803.
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