Ich lese aus meinem neuen Roman
Die kalte Erika:
6.2., 19 Uhr
Bibliothekszentrum Sachenhausen
Hedderichstr. 32, Frankfurt
25.5., 17 Uhr
Im Rahmen des HR2-Festivals
„Ein Tag für die Literatur“
Filmklubb
Isenburgring 36 (Hinterhaus), Offenbach
Mein neuer Roman.
Lies weiter!
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Leseprobe aus meinem Krimi Die kalte Erika
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Prolog
Es musste geschneit haben. Nass. Die Zweige der Kiefer draußen hinter dem fast blinden Fenster scheinen tief zu hängen unter schweren, weißen Kissen. Hin und wieder sieht man ein Glitzern auf den Zweigen, vielleicht weil ein bisschen Licht von der Laterne oben an der Straße auf Schnee trifft.
Früher, als junges Mädchen, ist sie im Garten herumgelaufen und hat nach taumelnden Schneeflocken geschlagen. Sie weiß noch, wie es sich angefühlt hat, wenn eine Flocke ihr Gesicht berührt hat, kalt und weich. Aber das ist lange her. Heute kann sie nicht mehr im Garten herumtollen. Sie erinnert sich daran wie an ein fernes Echo, aber sie kann sich vorstellen, wie Schneeflocken über ihrem Bett tanzen und wirbeln und fröhlich funkeln. Das ist schön.
Sie hört, wie die Tür geöffnet wird, und schlägt die Augen wieder auf. Vor dem matten Licht aus dem Flur sieht sie seine untersetzte Gestalt. In einer Hand hält er eine Kerze in einem der Messingständer aus der Vitrine. Er schützt die Flamme mit der Hand gegen den Luftzug. Ihr gelblicher Schein fällt auf sein großes, flaches Gesicht.
„Ich bin wieder da“, sagt er. Es klingt müde, angestrengt, als habe er sich verausgabt.
Sie zieht die Decke bis an die Nasenspitze. Wenn er müde ist, redet er nicht viel, das weiß sie längst. Sie mag es nicht, wenn er redet, aber noch weniger mag sie, wenn er nicht redet. Dann fängt er sie in seinem Schweigen und zwingt sie dazu, sich zu fragen, was er denkt.
Er stellt die Kerze auf den Tisch, legt die Säge daneben, die er mitgebracht hat, und setzt sich auf die Bettkante.
„Wir sollten es jetzt tun“, sagt er monoton. „Worüber wir geredet haben. Wir alle müssen Opfer bringen. So sind die Zeiten. Hart sind die Zeiten. Jetzt ist die Zeit.“
Sie zittert, als sie in seine großen, dunklen Augen blickt. Sein Atem riecht wie immer nach Schnaps, der strenge Geruch hüllt sie ein wie eine Wolke. Doch sie wagt keinen Widerspruch.
„Ich hatte einen harten Tag“, sagt er, „aber ich war effizient.“
Sie hasst dieses Wort.
Er greift nach ihrer schmerzenden Hand, zieht sie zu sich heran, legt sie auf sein Knie und streichelt sie.
„Sind wir effizient, mein Schatz?“, fragt er mit einem Lauern in der Stimme. Sie darf jetzt nichts Falsches sagen. Sie versucht, ihre Hand wegzuziehen, aber er hält sie fest.
„Da ist ein Ring an dem Finger“, sagt sie schnell, bevor er böse werden kann. Er mag es nicht, wenn sie sich ihm zu entziehen versucht. „Ich schenke ihn dir.“
„Was soll ich mit deinem Ring? Wir werden ihn an die andere Hand stecken, dann kannst du ihn weiter tragen. Wir alle müssen Opfer bringen. Das hast du selbst immer gesagt.“
Mit der freien Hand zieht sie die Decke noch etwas höher. Sie traut sich kaum, in sein Gesicht zu sehen. Er streichelt ihre Hand und starrt vor sich hin, vergisst die Zeit. Da ist ein Zucken in seinem flachen Gesicht, während er streichelt.
Dann nimmt er die Säge.
Sie schreit, doch es hilft nichts. Es ist niemand da, um ihr zu Hilfe zu kommen.
+++ Leseprobe Ende +++
Auch heute schließe ich mit dem Gruß der Bretonin Gisèle Cochevelou, der Detektivin aus meinem Roman Der hölzerne Pharao:
Naoned!*
*Das ist der bretonische Name der Stadt Nantes.
Aktuell von Autor Lutz Büge:
Krimi, erschienen 2024 im Verlag Sparkys Edition
Achim Plibischonka, ein namhafter Journalist, denkt nicht daran, in Frührente zu gehen. Er sieht sich nicht am Ende seiner Laufbahn. Mesut Yıldırım hingegen, ein junger Kommissar, steht am Anfang seiner Laufbahn. Da wird in einem öffentlichen Mülleimer in Offenbach eine abgesägte, tiefgefrorene Frauenhand gefunden. Lange tappen die grundverschiedenen Spürnasen im Dunkeln, bis sie auf eine scheinbar verlassene Scheune im Wald stoßen. Darin steht eine Tiefkühltruhe. Doch die ist nicht leer.
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