Heute vor genau 50 Jahren wurde der 35. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, John Fitzgerald Kennedy, im texanischen Dallas erschossen. Dieses Attentat veränderte die Welt, unter anderem indem es die Bahn frei machte für den Vietnam-Krieg. Seitdem streiten sich die Gelehrten darüber, wer hinter dem Attentat steckte. Es gibt da nämlich verschiedene Möglichkeiten. Der Bestseller-Autor Mathias Bröckers hat ein neues Buch über den Fall vorgelegt, in dem er Altbekanntes mit neuen Details abgleicht und zu dem Schluss kommt, zu dem auch schon Oliver Stone in „JFK“ (1991) kam: Es sei ein Coup d’État gewesen, ein Staatsstreich. Eines muss man zugeben: Diese Theorie ist ungleich spannender als die vom verwirrten Einzeltäter Lee Harvey Oswald.
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John F. Kennedy — Tod eines Spielverderbers
Oscar Wilde hat gesagt: „Die Welt ist in zwei Klassen geteilt, in diejenigen, welche das Unglaubliche glauben, und diejenigen, welche das Unwahrscheinliche tun.“
Unglaublich ist es, sich auch nur vorzustellen, dass es einem einzelnen Attentäter gelingen könnte, den mächtigsten und bestbewachten Mann der Welt umzubringen. Trotzdem glauben viele Zeitgenossen daran. Vor einigen Tagen erst lieferte das ZDF in seiner Reihe „ZDFzeit“ wieder einen beeindruckenden Beweis dafür. Die Sendung war bemüht, Kennedy als schwachen Präsidenten darzustellen, der schwerkrank und ein notorischer Frauenheld war. Dass es Kennedy war, der gegen den Willen seiner militärischen Berater einen Atomkrieg verhinderte — kein Wort davon. Ein Armutszeugnis für das ZDF.
Unglaublich, aber wahr: Es gibt Leute, die tatsächlich glauben, dass Lee Harvey Oswald mit einem Gewehr, das technisch dazu überhaupt nicht imstande war, drei Schüsse in nicht einmal sieben Sekunden abfeuerte und dass er sein Ziel zweimal aus knapp 100 Metern Entfernung traf, obwohl er wegen eines Laubbaums keine freie Sicht auf die Präsidentenlimousine hatte. Dieselben Leute glauben auch daran, dass die erste der beiden Trefferkugeln, die berühmte „magische Kugel“, insgesamt sieben Verletzungen bei Kennedy und dem vor ihm sitzenden Gouverneur verursachte und dass Oswald dieses ballistische Wunder vollbrachte, während er aus dem Fenster eines alten Schulbuchlagers schoss und sich gleichzeitig einige Stockwerke tiefer an einem Getränkeautomaten aufhielt und ein Sandwich aß. Wie spannend wäre es gewesen, einen Oswald-Prozess zu verfolgen, in dessen Verlauf ihm dieser Mord hätte nachgewiesen werden müssen! Doch leider gab es niemals juristische Aufklärung, weil Oswald zwei Tage später von einem Mafia-Gangster erschossen wurde. Ob dieser zweite Mord wohl jemandem besonders genutzt hat? Vom ersten Mord ganz zu schweigen.
Natürlich verwirft Mathias Bröckers, Autor von „JFK — Staatsstreich in Amerika“, die Einzeltäterthese. Stattdessen postuliert er eine Verschwörung von CIA, US-Militärs, Mafia und Exilkubanern. Beweisen kann er das natürlich nicht. Das wäre ja auch langweilig. Ebensowenig nennt er die Namen derer, die es statt Oswald gewesen sein sollen. Auch das ist zu verschmerzen. Aber er versteht es, Zweifel an der offiziellen Hergangsversion zu nähren. Der gelernte Journalist hat nicht nur ein Gespür für Fakten, sondern auch für Dramaturgie, und schreiben kann er obendrein. Daher kann man dieses Buch kaum lesen, ohne Bröckers immer wieder recht zu geben. Doch dafür, dass es diese Zweifel überhaupt gibt, ist Bröckers und sind die Autoren, die sich des Falls über die Jahrzehnte hinweg wieder und wieder hartnäckig angenommen haben, nicht verantwortlich zu machen. Daran tragen allein diejenigen alle Verantwortung, die echte Aufklärung vereitelt oder nicht zugelassen haben. Denn das ist der eigentliche Skandal: Das Attentat schreit geradezu nach juristischer Aufarbeitung. Die sollte in einem Rechtsstaat wohl die Regel sein. Doch im Fall JFK hat sie nie ernsthaft stattgefunden — und das ist einer der Punkte, die tatsächlich stutzig machen. Da musste erst im Jahr 1992 ein politisch interessierter Regisseur namens Oliver Stone kommen und einen sehenswerten Film machen, damit offizielle Stellen in Washington erkannten, dass die Öffentlichkeit vielleicht doch ein Recht auf Aufklärung habe. Daraufhin wurde beschlossen, jene Akten zum Kennedy-Attentat, die Präsident Lyndon B. Johnson 1964 aus „Gründen der nationalen Sicherheit“ bis 2039 unter Verschluss zu halten angeordnet hatte, nun doch schon im Jahr 2017 zugänglich zu machen. In vier Jahren also sind wir vielleicht schlauer.
Um die Öffentlichkeit derart nachhaltig hinters Licht zu führen, wie es laut Bröckers den Kennedy-Attentätern gelungen sein soll, nehme man:
- einen nützlichen Idioten, den man zum Sündenbock erklären kann und der zwei Tage später erschossen wird, weil er vor jedem Gericht der Welt freigesprochen worden wäre;
- findige, fantasievolle Forensiker, die Autopsieberichte fälschen und beispielsweise das Gehirn des Präsidenten verschwinden lassen, das Aufschluss darüber geben könnte, ob der tödliche Schuss von vorn oder von hinten eingedrungen ist, und die stattdessen die wunderbare Geschichte von der „magischen Kugel“ auftischen;
- einen Geheimdienst, der sich in der Verübung von Attentaten auf Präsidenten und Regierungsoberhäupter, speziell in Mittelamerika, aber auch beispielsweise im Iran, ein gewisses Knowhow angeeignet hat;
- eine Administration, der in erster Linie daran gelegen ist, die Wogen wieder zu glätten, wohingegen sie an einer echten juristischen Aufarbeitung kein Interesse hat;
- Medien, die ihren Job nicht machen und nicht kritisch nachhaken.
Es ist ein faszinierendes Szenario, das Bröckers da ausbreitet — das Szenario eines Komplotts. Doch kein Komplott und kein Mord ohne Motiv. Bröckers liefert gleich vier Motive, denn Kennedy ist dem militärischen Establishment viermal schwer auf die Füße getreten:
- als er sich und die USA nicht vor den Karren der CIA und der Exilkubaner spannen ließ und keine Luftunterstützung zur Invasion nach Kuba schickte (Schweinebucht-Desaster);
- als er im Nervenkrieg der Kuba-Krise entgegen dem Statement der Mehrheit seines Beraterstabes auf Deeskalation setzte statt auf atomare Vernichtung;
- als er die Einstellung der oberirdischen Atombombentests anordnete;
- als er in Sachen Vietnam Rückzug anordnete; kaum sechs Wochen vor seinem Tod befahl er den Abzug von 1000 Militärberatern. Sein gesamter Beraterstab hingegen befürwortete ein militärisches Eingreifen in Vietnam.
Außerdem wagte er es auch noch, geheime diplomatische Kanäle zu Chruschtschow und Castro aufzubauen, Generäle in seinem Beraterstab auszutauschen und wegen des Schweinebucht-Desasters den CIA-Direktor zu entlassen — Allen Welsh Dulles, der eine hochinteressante Figur der amerikanischen Politik jener Zeit ist. An dieser Stelle der Ermittlungen macht Bröckers leider nicht weiter.
Dulles scheint einer jener Amerikaner gewesen zu sein, die uns Deutsche für unsere preußischen Tugenden und unseren Militarismus bewunderten. Das war in bestimmten ultrakonservativen Kreisen der USA keineswegs ungewöhnlich. In den 30er Jahren half Dulles indirekt mit, Nazi-Deutschland erstarken zu lassen, indem er als Anwalt und Lobbyist für eine New Yorker Kanzlei Geschäftskontakte zwischen Deutschland und den USA vermittelte. Unter anderem vertrat er noch 1936 Prescott Bush bei seinen Geschäften mit dem Dritten Reich. Prescott Bush war der Vater von George Bush und Großvater von George W. Bush, beide spätere US-Präsidenten. Dulles war es auch, der in seiner Zeit als CIA-Direktor das geheime CIA-Programm MK-Ultra initiierte, das Methoden erforschte, Menschen psychisch zu konditionieren. Dabei wurde mit Hypnose, LSD, aber auch mit Elektroschocks gearbeitet. Für MK-Ultra waren auch frühere deutsche KZ-„Ärzte“ tätig. Dulles betrachtete Staatsstreiche und politische Morde als opportunes Mittel amerikanischer Politik.
Dieser Allen W. Dulles, den Du hier gemütlich Pfeife schmauchen siehst, war bis 1961 CIA-Direktor, bis Kennedy ihn als Reaktion auf das Schweinebucht-Desaster entließ. Rund zwei Jahre später sitzt derselbe honorige Mann in der Warren-Kommission, die eine Woche nach dem Attentat einberufen wird, um die Hintergründe aufzuklären, und die sich von Anfang an auf Oswald als Einzeltäter konzentriert. Eine sonderbare Reihung von Ereignissen, oder? So was bringt meine Fantasie auf Trab. Denn auch ich bin Autor und sehr daran interessiert, wie alles mit allem zusammenhängt, und so frage auch ich mich mit Bröckers, wie unsere Welt heute wohl aussähe, wenn Kennedy am 22. Oktober 1963 nicht umgebracht worden wäre. Könnte gut sein, dass sie eine völlig andere wäre. Dieser Freitag vor 50 Jahren könnte einer der Wendepunkte der Weltgeschichte gewesen sein. Das ist eine Geschichte, die ich in meinem Roman „Virenkrieg“ erzählen möchte, der am 28. November zu erscheinen beginnt.
Kennedy gilt manchen heute als „schwacher“ Präsident, nicht nur wegen seiner unzähligen Frauengeschichten, sondern auch, weil er gegenüber der UdSSR nicht einfach harte Kante fuhr. Tatsächlich versuchte er, seine militärischen „Eliten“ an der Leine zu halten, und immer dann, wenn es hieß: Die wollen doch nur spielen! — immer dann erwies er sich als Spielverderber und zog die Leine stramm. Die berühmten „Falken“ — ultrakonservative Hardliner, wie sie dann wieder unter Ronald Reagan und erst recht unter George W. Bush so richtig aufblühten — gab es also damals schon. Bröckers These ist: Die Falken haben sich das nicht gefallen lassen. Sie haben Kennedy, den Spielverderber, beseitigt. Wenn man sich das alles mal genau überlegt: Wie unglaublich ist das eigentlich? Oder wie unwahrscheinlich?
Um mit Aristoteles zu sprechen:
„Eine wahrscheinliche Unmöglichkeit ist immer einer wenig überzeugenden Möglichkeit vorzuziehen.“
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Mathias Bröckers: „JFK — Staatsstreich in Amerika“
Westend Verlag Frankfurt 2013. Hardcover. 288 Seiten. 19,99 Euro.
Als E-Book 15,99 Euro
„Verehrte Herren, lassen Sie mich nun zum Punkt kommen. Welche Kriterien zeichnen ein echtes Killervirus aus? Ich glaube, es sind vier:
Erstens: Hohes Ansteckungspotenzial. Es kann leicht übertragen werden. Unübertroffen ansteckend ist das Pocken-Virus, aber auch Influenza-Viren wie H5N1 können das gut.
Zweitens: Hohe Sterbequote mit dem Potenzial, selbst das beste Gesundheitssystem zum Zusammenbruch zu bringen. Unübertroffen: das Marburg-Virus mit bis zu 90 Prozent Toten.
Drittens: Mieses Image. Unser Killervirus löst Panik aus und lässt das gesellschaftliche Zusammenleben zum Erliegen kommen.
Viertens: Kein Gegenmittel. Es steht kein Impfstoff zur Verfügung und es kann in der Eile auch keiner hergestellt werden. Im Idealfall sollte es sich also um ein unbekanntes Virus handeln, das noch nicht erforscht werden konnte.
Und damit kommen wir zum Kern dieser Veranstaltung, sehr geehrte Herren, denn ich hätte hier etwas für Sie, hier in diesem kleinen, unscheinbaren Hochsicherheitsbehälter …“
Auszug aus den SCOUT-Protokollen, März 2017
Böse? Das war erst der Anfang. Mehr gibt es –> HIER.
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