Wo ist die Zeit geblieben?

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2006 auf Korsika. Das Vaio-Notebook war noch ganz neu, aber das alte Toshiba-Gerät, von dem es Bilder mit mir aus Griechenland und Freiburg gibt, hat einfach nicht mehr gereicht. Die Hängematte hingegen hat es viel länger ausgehalten. Ich habe sie zu meinem zwölften Geburtstag von meinen Eltern geschenkt bekommen, d.h. dort auf Korsika war sie mindestens 27 Jahre alt. Ich habe sie immer noch, sie liegt im Keller. Darin liegend habe ich an verschiedenen Romanen geschrieben.
Die Hängematte ist natürlich nur ein Möbel. Aber sind es nicht solche Details, die uns erzählen, wo die Zeit geblieben ist? Das fragt man sich angesichts eines Bildes, das vor 17 Jahren entstanden ist und auf dem man optisch noch ein bisschen was hermacht. Wenn man nämlich die Hängematte mit ihren zu diesem Zeitpunkt 27 Jahren hinzunimmt, so banal das zunächst auch klingt, dann wird daraus ein Zeitstrahl mit einer Unmenge von Geschichten, die weit zurückführen: Weißt Du noch, auf welchen Campingplätzen diese Matte hing – und wo davor? Ja, ich weiß es: Meine Mutter hatte eine Stange zum Teppichklopfen im Garten, und die war stabil genug, um im Jahr 1976 premierenhaft als Aufhängung zu dienen. Die Zeit ist eben nicht irgendwo geblieben, sondern sie ist noch da. In den Geschichten und Erinnerungen, die sich damit verbinden.

Nr. 48 der Fotoserie Blicke 2020

Romanautor Lutz Büge stellt in „Blicke 2020“ Stationen seines Lebens und Schaffens vor. Ohne Ordnung, quer durch mehr als vier Jahrzehnte. Lutz hat mit elf Jahren angefangen, Geschichten zu schreiben. Die Fotoserie ist eine bunte Reise durch diese Jahre. Sie ist subjektiv, unvollständig, selbstironisch und will für die Romane von Lutz Büge werben.

Aktueller Roman: McWeir – Virenkrieg V