Ein Gedicht und Gedenken an meine Mutter

Ein Gedicht und Gedenken an meine Mutter

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Heute wäre meine Mutter 80 Jahre alt geworden, aber sie ist im Jahr 1995 ein paar Tage vor ihrem 55. Geburtstag an den Folgen von Brustkrebs gestorben. So viele Jahre ist das inzwischen her! Doch kein Mensch vergisst jemals seine Eltern (wenn er sie denn gekannt hat).
Rita Jahnke wurde am 9. Juli 1940 in Tütz geboren, Kreis Deutsch-Krone. Das liegt heute in Polen und heißt jetzt Tuczno. Von dort stammen meine Vorfahren mütterlicherseits. Ich weiß nicht, ob meine Mutter die Flucht vor der roten Armee nach Westen bewusst erlebt hat. Sie hat nie darüber gesprochen. Die Verhältnisse, aus denen sie stammte, kann man wohl als einfachst bezeichnen. Die Flüchtlinge gelangten nach Eckernförde. Dort lernte meine Mutter Friseurin und fand in meinem Vater eine gute Partie. Er studierte in Eckernförde auf Ingenieur (graduiert). Sie heirateten 1963. Ich wurde vor der Hochzeit gezeugt, wie mein Geburtsdatum belegt, der 10. Juni. Nicht dass so etwas heutzutage noch wichtig wäre, aber es gefällt mir: Ich bin eigentlich nichtehelich. Vielleicht haben meine Eltern sogar wegen mir geheiratet/heiraten müssen?
Wir lebten zunächst in Eutin, dann in Ottendorf, wo meine Eltern gebaut hatten. Das klingt idyllischer, als es war, denn mein Vater entwickelte Eigenheiten, die zur Bedrückung für die Familie wurden und die mit viel zu viel Alkohol zu tun hatten. Meine Mutter versuchte, dagegen zu halten, aber sie war kein Fels in der Brandung. Zu sensibel, zu verletzlich – und trotzdem schnell mit dem Kochlöffel zur Hand, wenn wir Kinder ihrer Meinung nach was ausgefressen hatten. Es hat wehgetan, wenn der Kochlöffel traf! Ich habe indes schon damals gewusst, dass der Löffel nur das letzte Mittel war, auf das sie verfiel, wenn ihr nichts anderes mehr einfiel – ein Ausdruck ihrer Hilflosigkeit. Schade, dass meine Mutter ihren Achtzigsten nicht erleben durfte.
Ich habe ihr vor fünf Jahren ein kleines Gedicht im Rahmen der Reihe 365 Blicke/ 365 vues gewidmet, das nebenstehende Bild begleitend. Außerdem war dieser familiäre Hintergrund nicht ganz unwichtig für die Serie „Ankunft nach Flucht“, die ich für die Frankfurter Rundschau 2015 begonnen habe. Die Beiträge der damaligen Flüchtlinge und Vertriebenen und ihrer Nachfahren sind nachzulesen im Bronski-Blog der Frankfurter Rundschau, das ich betreue. Klick hier: Ankunft nach Flucht.

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Nr. 28 der Fotoserie Blicke 2020

Romanautor Lutz Büge stellt in „Blicke 2020“ Stationen seines Lebens und Schaffens vor. Ohne Ordnung, quer durch mehr als vier Jahrzehnte. Lutz hat mit elf Jahren angefangen, Geschichten zu schreiben. Die Fotoserie ist eine bunte Reise durch  diese Jahre. Sie ist subjektiv, unvollständig, selbstironisch und will für die Romane von Lutz Büge werben.

Was das mit dem Obelisken der Hatschepsut im Tempel von Karnak, dem Motiv des Logos, zu tun hat, darüber und über Blicke 2020: → HIER.

 

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