Virenkrieg
Roman-Zyklus von Lutz Büge
Incubus – Virenkrieg III
Biowaffen, Geheimorganisationen
und einsame Entscheidungen –
die Menschheit am Rand ihrer Auslöschung.
„Willkommen in einer Welt, in der es keine saubere Trennung
mehr gibt zwischen Gut und Böse, richtig und falsch.“
Frankfurter Rundschau
.
Hier wir, dort die – das gemeinsame Gegensätzliche
Wir Menschen laufen heutzutage mit derselben genetischen Ausstattung herum wie Steinzeitmenschen. Ein Mensch, der vor 20.000 Jahren lebte, unterscheidet nicht viel von Dir und mir, genetisch gesehen. Dazwischen liegt zwar ein enormer Prozess, all die Dinge, die seit damals passiert sind, die Menschen gebaut, erdacht, geleistet haben, von der ersten Höhlenmalerei, die auf ungefähr 40.000 v.C. datiert wird, bis zur Internationalen Raumstation des 21. Jahrhunderts. Dabei hat sich das Tempo der technologischen Innovation vor allem in den vergangenen hundert Jahren enorm beschleunigt. So gut wie jedermensch trägt heute in Gestalt von Smartphones Computer mit sich herum, die Unerhörtes leisten. Ja, wir sind intelligent, wir können lernen, wir entwickeln uns. Aber unsere emotionale Ausstattung entwickelt sich nicht mit. Ebenso wenig die genetische Information in der DNA unserer Körperzellen.
Virenkrieg-Autor Lutz Büge
schreibt auf Ybersinn.de über
die Hintergründe seines Romanzyklus.
Wir denken und ticken in vielerlei Hinsicht immer noch wie Steinzeitmenschen. Man kann das sehr gut in den USA beobachten, wo Präsident Donald Trump auf Wahlveranstaltungen Stimmung macht, indem er die niedrigsten Gefühle im Publikum mobilisiert. Er agiert offen rassistisch, aber den Menschen scheint das egal zu sein, wenn sie zu Tausenden schreien, animiert durch Trump: „Schickt sie zurück!“ Gemeint ist die Abgeordnete Ilhan Omar, die aus Somalia stammt und vor 20 Jahren in den USA eingebürgert wurde. Sie hatte es gewagt, Trump für seinen Rassismus zu kritisieren. Das scheint jedoch dafür zu sorgen, dass sich seine AnhängerInnen erst recht hinter ihm scharen. Vernunft, Anstand, sittliche und rechtsstaatliche Werte spielen keine Rolle, Hass und Gepöbel dafür umso mehr. Und noch etwas: Gemeinschaftsgefühl. Hier wir, dort die.
Im Namen dieser Devise – Hier wir, dort die! – wurden die schlimmsten Menschheitsverbrechen begangen und zahllose Kriege geführt. Dieses „Wir“ ist wertvoll, überlegen, kraftvoll. „Die“ hingegen sind minderwertig, zurückgeblieben, Jammerlappen, ja sogar „Volksschädlinge“. Das „Wir“ wird erst stark durch die Abgrenzung vom „Die“. Es hilft, die eigene Gruppe zu definieren: Wer dazugehören will, muss dasselbe Denken zeigen. Abweichendes Verhalten wird als schädlich verstanden und sofort bestraft. Diesen Mechanismus kann man in den USA besichtigen, aber auch bei uns, wo nationalistische bis rechtsextreme Strömungen in der Partei AfD zusammenfließen, die ein klares Feindbild hat: Neben den Muslimen sind dies vor allem die „links-rot-grün versifften 68er“. Diese AfD-Bewegung wendet sich gegen Offenheit und Liberalität, prinzipiell gegen die ganze Entwicklung nach 1968, die das deutsche Grundgesetz erst umgesetzt hat, indem sie die Rechte und Werte einforderte, die darin formuliert sind. Doch das interessiert die AfD-Protagonisten wenig. Sie denken und ticken autoritär und offenbaren einen ähnlichen Führerkult wie die Trump-Fans in den USA, die ihrem Idol alles nachsehen. Differenzierung, Analyse, der Wille zur Verständigung – dies alles wird abgelehnt. Wir sind wir. So verhielten sich die Menschen schon in der Steinzeit. Es ist, als habe es seit damals keine Entwicklung gegeben.
Dieses Wir braucht einen Gegner. Im globalen Kontext sind dies die Muslime, denn der Westen befindet sich bekanntlich im „clash of civilizations“ mit der islamischen Welt. Der US-geführte „Krieg gegen den Terror“ ist eine der Ausprägungen dieses Konflikts, das Aufkeimen rechter, nationalistischer, voraufklärerischer Bewegungen im Westen eine andere. Dieser Konflikt hat uns fest im Griff. Er formt unser Denken. Manche von uns machen zwar Ferien in islamischen Ländern wie der Türkei und Ägypten, aber dort bewegen sie sich normalerweise in abgegrenzten Ressorts, die bewacht und gesichert werden, und sind unter sich. Währenddessen fühlen wir uns in den westlichen Ländern täglich bedroht. Viele Muslime leben bei uns und mit uns zusammen in unseren Städten und Häusern. Das Misstrauen wächst, und jedes Koftuch, das wir auf der Straße sehen, stärkt es Misstrauen, indem es in unseren Augen das Anderssein ihrer Trägerinnen betont – eine Provokation!
Doch auch „Die“ – also die „andere Seite“, gern zusammengefasst als „der Islam“, obwohl es „den Islam“ nicht gibt – kennt ein solches „Wir“. Muslime auf der ganzen Welt grenzen sich mit seiner Hilfe von uns ab. Sie nehmen den Westen als dekadent und machthungrig wahr, als übergriffig und verrottet, aber auch als – leider – übermächtig. Ihre Religion ist ausgesprochen hilfreich dabei, dieses „Wir“ zu behaupten, denn der Koran enthält diverse Verse, die zur Abgrenzung von den Ungläubigen taugen. Sie gehen dabei denselben Mustern der Vereinfachung auf den Leim wie die Trump-Fans in den USA oder die Anhänger der AfD in Deutschland. Diese Vereinfachung wirkt radikalisierend. Sie fördert Terrorismus. Sie ermutigt Menschen auch bei uns und in den USA, zur Waffe zu greifen und Selbstjustiz zu üben. Ziel ist immer: der Andersdenkende.
Immerhin, dies haben wir gemeinsam. Die Muslime brauchen einen Gegner, um sich selbst zu definieren, genau wie wir. Sie folgen Lautsprechern, die das auszusprechen scheinen, was sie denken, genau wie wir. Wenn sie mit Worten nicht mehr weiterwissen, greifen sie zur Gewalt, genau wie wir. Und die Hemmschwelle sinkt, genau wie bei uns. Vielleicht sollte man angesichts dieser Gemeinsamkeiten doch ein bisschen optimistisch sein? Ach, nein, bestimmte Wahrheiten sind heutzutage nicht mehr wohlgelitten. Man traut sich kaum mehr, sie auszusprechen. Dazu gehört auch diese: Wir sind genau wie sie – Steinzeitmenschen.
Nächste Woche: Der mächtigste Mann der Welt und sein Sidekick
Das Virenkrieg-Finale – Eine Übersicht
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