Virenkrieg
Roman-Zyklus von Lutz Büge
Incubus – Virenkrieg III
Biowaffen, Geheimorganisationen
und einsame Entscheidungen –
die Menschheit am Rand ihrer Auslöschung.
„Willkommen in einer Welt, in der es keine saubere Trennung
mehr gibt zwischen Gut und Böse, richtig und falsch.“
Frankfurter Rundschau
.
Literarische Figuren, historische Figuren
Im deutschen Literaturbetrieb herrscht derzeit große Aufregung um den Schriftsteller Robert Menasse, der für seinen Roman „Die Hauptstadt“ 2017 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet worden ist. Augenscheinlich hat er sich verhoben.
Virenkrieg-Autor Lutz Büge
schreibt auf Ybersinn.de
über die Hintergründe seines
Romanzyklus und erläutert
Zusammenhänge mit
der realen Gegenwart.
Menasse hat einen Politiker, der real existiert hat, nämlich Walter Hallstein, mit Worten zitiert, die er nie gesagt hat, an einem Ort, an dem er keine Rede – oder jedenfalls diese Rede nicht – gehalten hat. Walter Hallstein (CDU) war der erste Vorsitzende der Kommission der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, der Vorgängerin der Europäischen Union. Um die geht es in Menasses Roman. Der Autor lässt Hallstein unter anderem sagen: „Die Abschaffung der Nation ist die europäische Idee“. Was daran ist Hallstein und was Menasse? So wie das Zitat daherkommt, ist es komplett Hallstein. Und das ist das Problem. Für Menasse lief das Ganze unter künstlerischer Freiheit. Irrtum! Aber das sollte man dem Kollegen verzeihen.
Ich will mit einem Beispiel aus meiner eigenen Praxis den schmalen Grat verdeutlichen, auf dem Menasse sich bewegt. In meinen „Virenkrieg“-Romanen gibt es eine Figur namens Richard Chainey, ehemaliger US-Vizepräsident, den ich an einer Stelle sagen lasse:
„Der Krieg, den wir heute beginnen, wird Generationen in Atem halten.“
Gemeint ist der Krieg gegen den Terror. Achtung: Der Satz steht in Anführungszeichen. Er ist ein wörtliches Zitat. Das heißt: Richard Chainey hat das gesagt. Würde diese Figur Richard Cheney heißen – sie hat natürlich mit dem Richard Cheney, der unter George W. Bush Vizepräsident der USA war, überhaupt nichts zu tun –, würde ich denselben Fehler machen wie Robert Menasse, mit einem Unterschied: Richard Cheney lebt noch. Walter Hallstein hingegen ist 1982 gestorben.
Ich erinnere mich, irgendwo einmal gelesen zu haben, dass Richard Cheney, der reale Vizepräsident, diesen Satz vom generationenlangen Krieg gegen den Terror gesagt haben soll, habe aber bei meinen Recherchen keine konkrete Quelle gefunden, die das belegen würde. Allerdings habe ich nicht besonders gründlich recherchiert, denn es ging ja nicht darum, den Nachweis zu führen, dass Richard Cheney diesen Satz gesagt hat. Ich lege diese Worte lediglich meiner fiktiven Figur namens Richard Chainey in den Mund. Dafür ist es nicht nötig, eine konkrete Quelle angeben zu können. Meinen Chainey kann ich sagen lassen, was immer ich will. Das ist künstlerische Freiheit. Im anderen Fall würde ich ein Faktum behaupten, das es möglicherweise nicht gibt. Das wäre Lüge. Oder neudeutsch: Fake news. Auch in einem Roman.
Zumal Menasses „Hauptstadt“ keineswegs „nur“ ein Roman ist. Er ist auch eine Reflektion über die EU, und zwar eine lesenswerte. Darum kommen derart handfeste, debattenfördernde Sätze darin vor wie der von der Nation, die durch die EU überwunden werde. Menasse wäre aus dem Schneider, wenn er seine Figur Halstein genannt hätte oder Hallstain. Hat er aber nicht. Sie heißt wie die die historische Figur, die der EWG einmal vorstand. Damit behauptet die literarische Figur, der historischen zu entsprechen. Das ist Menasses Fallstrick – dem man ihm allerdings nicht als Strick um den Hals legen sollte. Autoren machen Fehler, denn auch Autoren sind nur Menschen, auch wenn von ihnen erwartet wird, dass sie besonders kluge Sachen sagen. Gerade dann, wenn man ganz auf sich allein gestellt um eine Geschichte, ihre Botschaft und die Formulierungen ringt, in die das alles gepackt werden soll, kann man sich auch mal vergaloppieren. Menasse hat sich wohl „in seinen verschiedenen Rollen als Schriftsteller, Essayist und politischer Akteur verheddert“, wie mein Kollege Harry Nutt in der Frankfurter Rundschau schrieb.
Nächste Woche: Skylla & Charybdis – Fiktive Biowaffen im Virenkrieg-Zyklus
Das Virenkrieg-Finale – Eine Übersicht
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