Virenkrieg
Roman-Zyklus von Lutz Büge
Incubus – Virenkrieg III
Biowaffen, Geheimorganisationen
und einsame Entscheidungen –
die Menschheit am Rand ihrer Auslöschung.
„Willkommen in einer Welt, in der es keine saubere Trennung
mehr gibt zwischen Gut und Böse, richtig und falsch.“
Frankfurter Rundschau
.
Biowaffen – Was gemacht werden kann, wird gemacht!
Die UN-Biowaffenkonvention von 1971 ist zweifellos ein großer zivilisatorischer Fortschritt, denn sie ist völkerrechtlich bindend: Entwicklung, Herstellung und Lagerung von Biowaffen sind den beigetretenen Staaten nicht erlaubt. Der Einsatz ohnehin nicht; den verbietet schon das Genfer Protokoll von 1925. Zugleich ist die Biowaffenkonvention aber ein zahnloser Tiger, denn es gibt keinerlei Mechanismen, die es der UNO ermöglichen würden, die Einhaltung der Konvention zu kontrollieren.
Virenkrieg-Autor Lutz Büge
schreibt auf Ybersinn.de
über die Hintergründe seines
Romanzyklus und erläutert
Zusammenhänge mit
der realen Gegenwart.
Vielleicht ist es gar nicht nötig, die Einhaltung zu kontrollieren? Vielleicht darf die Menschheit darauf vertrauen, dass die Militärs dieser Welt Biowaffen so abscheulich finden, dass sie von sich aus die Finger davon lassen? Es gibt in der Tat kaum etwas Widerwärtigeres als Biowaffen. Jedem fühlenden Wesen muss übel werden bei dem Gedanken, dass jemand auf die Idee kommen könnte, Massen von Menschen tage- und wochenlang bis hin zum Tod unter Krankheitserregern leiden zu lassen, gegen die kein Kraut gewachsen ist, ja, dass jemand in der Lage und fähig sein könnte, solche Erreger bewusst als Waffe gegen andere Menschen einzusetzen. Und doch ist keinesfalls auszuschließen, dass es Menschen gibt, die den Einsatz von Biowaffen aus militärischer Logik heraus befürworten.
Biowaffen sind Massenvernichtungswaffen, so wie Atom- und Chemiewaffen. In den Romanen meines Virenkrieg-Zyklus‘ ist eine solche Massenvernichtungswaffe im Einsatz, aber sie wird erst spät als solche erkannt. In Pakistan tötet diese fiktive Biowaffe binnen vier Wochen etwa zweieinhalb Millionen Menschen. Im Roman Incubus – Virenkrieg III, der am 7. Mai als eBook erscheint (Print: September 2019), muss sich Jan Metzner, Hauptfigur der Virenkrieg-Romane, mit diesem Erreger auseinandersetzen. Das wird ein hartes Stück Arbeit für ihn.
Leider ist die Hoffnung, dass die Entscheider auf die Entwicklung solcher Biowaffen verzichten, nicht gut mit der Geschichte der Menschheit zu vereinbaren. Wenn Menschen sich einen Vorteil davon versprochen haben, etwas zu tun, dann haben sie es getan. Zu allen Zeiten, sicher auch heute. Auch in der vorauseilenden Annahme, dass die Gegenseite sicherlich ebenfalls nicht zimperlich sein werde. Das gilt ganz besonders dann, wenn es um Waffen geht. So fiel den Staaten die Zustimmung zur Biowaffenkonvention möglicherweise unter anderem gerade deswegen leicht, weil es kein kontrollierendes Protokoll gab. Vielleicht hat sich die UNO aber auch nur pragmatisch gezeigt: Wichtig war der völkerrechtliche Fortschritt der Ächtung solcher Waffen. Ob die Staaten sich dran halten …
Selbst wenn es ein Protokoll gäbe, das Inspektionen vorsähe – wer könnte das überprüfen? Zumal den Staaten eine gewisse Forschung in Sachen Biowaffen erlaubt ist, und zwar zum Zweck des Seuchenschutzes. Anders als ein erfolgreicher Atomwaffentest lässt sich die Entwicklung einer Biowaffe gut in stillen Laboren verbergen.
Die Zustimmung zur Biowaffenkonvention bedeutet also nicht, dass der Vertrag tatsächlich eingehalten wird. Die Sowjetunion beispielsweise hat ihn gebrochen. Die Links im folgenden Absatz führen zu Wikipedia-Artikeln.
Die UdSSR hat die Konvention am 10. April 1972 unterzeichnet. Im Jahr 1973 richtete sie die Behörde „Biopreparat“ ein, um das frühere Biowaffenprogramm insgeheim weiterzuführen. „Es handelte sich um ein Netzwerk geheimer Labore, jedes befasst mit einem anderen tödlichen Wirkstoff“, ist auf Wikipedia zu lesen. „Seine 30.000 Mitarbeiter erforschten und produzierten Biowaffen.“ Im Jahr 1979 kam es im sibirischen Swerdlowsk versehentlich zur Freisetzung von Milzbrand-Bakterien aus einem dieser „Biopreparat“-Labore. Dort versuchte man allem Anschein nach, ein Aerosol von Milzbrand-Sporen des Typs „Anthrax 836“ zu erzeugen, dem „gefährlichsten überhaupt“, um es mit Interkontinentalraketen über amerikanischen Städten freizusetzen. Diesen Berichten zufolge arbeitete auch das spätere Russland noch mindestens bis ins Jahr 2004 an biologischen Waffen. In Swerdlowsk starben damals mehr als 100 Menschen nach siebentägiger schwerer Krankheit. Gegen Milzbrand muss sofort nach der Infektion – also zu einem Zeitpunkt, zu dem man noch keine Symptome hat und nicht weiß, dass man infiziert ist – mit Antibiotika vorgegangen werden. Geschieht dies nicht, verläuft die Krankheit oft, im Fall des Lungenmilzbrands immer tödlich. Der frühere russische Präsident Boris Jelzin gab dem Militär in einem Interview mit der Komsomolskaja Prawda am 27. Mai 1992 die Schuld für den Ausbruch.
Warum sollte Russland mit der Entwicklung von Biowaffen aufgehört haben? Und warum sollten andere es jemals unterlassen haben, UNO hin, Konvention her?
Was gemacht werden kann, das wird gemacht.
Darauf wird man sich wohl verlassen dürfen. Leider.
Nächsten Dienstag: Was literarische Figuren dürfen und was nicht
Das Virenkrieg-Finale – Eine Übersicht
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