Menschen kriegen Kinder, Autoren kriegen Romane. Das soll nun nicht heißen, dass Autoren keine Menschen wären. Aber ihre Romane sind jedenfalls keine Kinder. Nicht im biologischen Sinn. Man kann jedoch bildhaft sagen: Die Romane wachsen beim Schreiben heran und bereiten dabei ebenso Probleme wie schöne Momente. Und wenn ein Roman geschrieben ist, kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem der Autor ihn loslassen und in die Welt entlassen muss. Sieben Mal habe ich diesen Prozess in den vergangenen fünf Jahren durchlebt, und manche meiner Babys sind ziemlich böse geworden.
Dafür gab ich mein Bestes.
Fünf Jahre, sieben Romane
Nach Lesungen gibt es häufig Fragerunden. Ist der Roman autobiografisch? Meine Antwort in der Regel: Nein. Wie kommt man zum Schreiben? Man kommt nicht dazu, es kommt zu einem. Wie lange haben Sie an dem Roman geschrieben? Diese Frage kam auch im Sommer 2017 in Schifferstadt, wo ich auf dem Hoffest des Hotels Salischer Hof aus Virenkrieg gelesen hatte: Meine Antwort: neun Wochen.
Das stimmt so natürlich nicht. Niemand schreibt einen druckreifen Roman von rund einer Million Zeichen in neun Wochen. Richtig ist aber, dass ich die Rohfassung von Virenkrieg in neun Wochen schrieb. Die ersten sechs Kapitel entstanden im Wochenrhythmus im Sommer 2013, und die zweite Hälfte mit Beginn der Entführung der Queen Mary 2 entstand in nur drei Wochen im Urlaub in Marseillan-Plage. Anschließend war noch zwei Monate Zeit für Lektorat, Überarbeitung und Korrektur, bis der erste Teil des Romans am 28.11.2013 erschien. Die Antwort hätte also lauten müssen: etwa vier Monate. Was immer noch sehr wenig wäre für einen solchen Schmöker und was darum ebenfalls nicht stimmt. In Wahrheit schleppe ich die Geschichte, die ich in meinem Virenkrieg-Zyklus erzähle, bereits seit dem Jahr 1999 mit mir herum. Aus dieser Zeit gibt es auch eine Urfasssung. Die korrekte Antwort wäre also gewesen: 14 Jahre. Aber auch das hätte nicht gestimmt, denn ich habe natürlich nicht 14 Jahre ununterbrochen an dem Roman gearbeitet.
Lutz Büge liest auf der
Frankfurter Buchmesse 2017
am Stand der taz aus Skylla.
Links: taz-Chefredakteur
Georg Löwisch.
Foto: Thomas Vögele
Schreiben ist so ziemlich das Wichtigste in meinem Leben. Selbst wenn ich nicht schreibe, schreibe ich.
Hoppla, verschrieben? Was im ersten Moment absurd klingt, ist trotzdem richtig. An erster Stelle in meiner Prioritätenliste stehen meine Romane. Wenn ich nicht gerade an einem von ihnen schreibe, dann schreibe ich vielleicht gerade an einem Artikel über ihn, der hier auf Ybersinn.de erscheinen soll. Oder ich schreibe für meinen Arbeitgeber, die Frankfurter Rundschau, für die ich blogge. Es soll allerdings schon vorgekommen sein, dass man mich ohne PC, Notebook oder auch Schreibblock und Kugelschreiber antraf. Das heißt jedoch nicht, dass ich in diesen Momenten nicht doch an einem meiner Romane gearbeitet hätte. Vielleicht ist so zu erklären, dass ich in fünf Jahren die stattliche Zahl von sieben Romanen schreiben und veröffentlichen konnte.
Der erste dieser Romane, mit dem meine Artikelserie „Fünf Jahre, sieben Romane“ daher starten soll, ist Der Osiris-Punkt. Dieses Ägypten-Abenteuer war meine erste Veröffentlichung nach langer Pause. Der Tag seiner Veröffentlichung jährt sich in Kürze zum fünften Mal.
Die Rückschau
In der Artikelserie „Fünf Jahre, sieben Romane“ möchte ich einerseits zurückblicken auf viele Artikel, die sich mit den Romanen und mit Fragen ihres Umfelds beschäftigen. Zum Beispiel auf drei große Sethos-Artikel. Pharao Sethos I. (ca. 1323 bis 1279 v.C., links ein Bild von seiner Mumie aus dem Jahr 1881) ist die heimliche Hauptfigur meiner Romane Der Osiris-Punkt und Der hölzerne Pharao. (Drei weitere Romane dieses Zyklus‘ sind noch nicht geschrieben.) Ich habe mich in diesen Artikeln mit der Frage auseinandergesetzt: Was ist ein „starker Herrscher“? Wenn man sich ansieht, wer heutzutage in der Welt das Sagen hat und wie er das macht, beschleicht mich das Gefühl, dass die Menschheit von den alten Ägyptern eine Menge lernen könnte.
Meine Romane entstehen nicht im luftleeren Raum! Sie stehen im Zusammenhang mit dem Weltgeschehen. Ein Kapitel in Virenkrieg – Erstes Buch (und auch, Achtung Spoiler, in Evan – Virenkrieg IV!) heißt „Alles hängt mit allem zusammen“. Erinnert sich jemand an die Anfänge der Chaostheorie? Aufgefangen von einem meiner Lieblingsautoren, nämlich Michael Crichton, in seinem Roman „Dino Park“, der von Steven Spielberg als „Jurassic Park“ verfilmt wurde. Roman- und Drehbuchautor Crichton legt seiner Figur Ian Malcolm, einem Wissenschaftler, den berühmten Schmetterlingseffekt in den Mund: Über komplexe Systeme lassen sich keine sicheren Vorhersagen treffen. Es ist nicht auszuschließen, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen kann.
Wir leben in einer Welt der wachsenden Ungewissheit, in der wir uns keineswegs auf die Solidarität anderer verlassen können. Der Einzelne ist zunehmend auf sich selbst angewiesen. Selbst mit Hund bist Du klein. Doch auch Größe allein schützt nicht unbedingt.
Die Queen Mary 2
im Jahr 2005
auf der Elbe bei Glückstadt.
Foto: Torsten Bolten
Dieses Bild eines Schiffes, das in meinem Roman Virenkrieg von (vermeintlichen?) Islamisten entführt wird, habe ich auf Ybersinn.de zum ersten Mal am 14. Oktober 2013 benutzt, um meinen Artikel „Fuß, Füße, Kilofuß“ zu illustrieren. Er berichtet von den Problemen seines Autors mit Maßeinheiten des anglo-amerikanischen Sprachraums. Man muss nicht unbedingt von den Vorzügen unseres metrischen Systems überzeugt sein, um Fuß, Yard, Meile oder Gallone verwirrend zu finden.
Aus den Tiefen des Ybersinn-Archivs
Mit solchen Fragen beschäftigen sich viele meiner Artikel, die ich im Lauf der Reihe „Fünf Jahre, sieben Romane“ aus den Tiefen des Ybersinn-Archivs heraufholen werde, um sie – hier und da ein wenig überarbeitet – erneut zu veröffentlichen. Manches ist lustig, bei anderen wirst du keinen Moment den Impuls verspüren, lachen zu wollen. Interessant sind diese Artikel hoffentlich immer, denn ich gebe darin vieles von dem weiter, was ich bei meinen Recherchen und Streifzügen gelernt habe.
Übrigens: Insgesamt sieben Mal werden wir im Rahmen dieser Serie Jahrestage meiner Romane streifen, bis wir am 29. November 2018 bei der Erstveröffentlichung von Virenkrieg – Erstes Buch landen werden. „Fünf Jahre – sieben Romane“ schlägt also einen großen Bogen über mein Werk.
Ich wünsche gute Unterhaltung!
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