Auf zur Zeitreise ins alte Ägypten!

Osirispunkt großHeute haben wir gute Nachrichten für Dich: Meine treue Leserin Carmen Meyer ist heil aus Ägypten zurückgekehrt. Sie ist das, was man eine Ägypten-Enthusiastin nennen könnte, denn sie ist über beide Ohren verliebt in das Land am Nil — unter anderem wegen seiner Altertümer und seiner langen Geschichte. Der rechts abgebildete Roman von mir ist der Grund dafür, dass wir uns kennen. Mehr noch: Seit Carmen „Der Osiris-Punkt“ (bisher nur als E-Book erhältlich) gelesen hat, wollte sie unbedingt nach Abydos, wo ein Teil des Romans spielt und wo der berühmte Sethos-Tempel steht, der auch auf dem Cover zu sehen ist. Es ist derzeit gar nicht so einfach, nach Abydos zu gelangen, doch Carmen ließ nicht locker. Und was soll man sagen: Sie hat es geschafft! Ein Interview.

Mehr über „Der Osiris-Punkt“ –> HIER.



Auf zur Zeitreise ins alte Ägypten!

Lutz Büge: Willkommen zurück, liebe Carmen. Wie oft warst Du nun schon im Land der dunklen Erde, wie Ägypten im Altertum genannt wurde?

Carmen Meyer: Danke, lieber Lutz. So genau weiß ich das gar nicht. Seit 1996 immer mal wieder. Für mich ist die Häufigkeit nicht wichtig, das intensive Wahrnehmen ist ausschlaggebend.

carmen vor tempelLutz: Du wolltest unbedingt einmal nach Abydos. Warum?

Carmen: Zuerst einmal, deine Einführung in den Roman: „Die mächtigen Kolonnaden …“ ist so zutreffend. Ich hatte Abydos aber schon vor Deinem Roman im Visier. „Der Osiris-Punkt“ war dann natürlich der Kick. Um den Götterkult, die Geschichte zu verstehen, halte ich einen Besuch dieser uralten Kultstätte für sehr wichtig. Mir geht es dabei nicht nur um Sethos I. und Ramses II., vielmehr um Osiris. Die Triade von Abydos, also Osiris, Isis, Horus. Auch die Königsliste wollte ich selbstverständlich sehen. Abydos ist einzigartig, wundervoll. Vielleicht gelingt es mir, noch einmal dort hin zureisen.

Lutz: Hier ist das Beweisfoto. Du warst wirklich da. Zur Einordnung: Der Tempel wurde ungefähr im Jahr 1280 v.C. fertiggestellt und ist der Totentempel von Pharao Sethos I., dem Vater von Ramses II. „der Große“. Hier ist ein tolles Bild von der gesamten Anlage, das Dein Mann Sven gemacht hat.

tempel außen komplett

Das „Haus der Millionen Jahre“ (Totentempel) des Sethos in Abydos

Lutz: Du sprichst Osiris an, den wiederauferstandenen Gott der alten Ägypter. Abydos war sein Kultzentrum, er wurde dort schon im dritten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung verehrt. Was fasziniert Dich an dieser Götterfigur?

Carmen: Ich finde die Geschichte, die Mythologie um Osiris interessant. Der Kult um ihn muss ungeheuer wichtig gewesen sein. Osiris und Anubis sind meine Favoriten unter den altägyptischen Göttern.

Lutz: Hast Du den Ort so vorgefunden, wie Du ihn Dir nach dem Roman vorgestellt hast?

Carmen: Ja und nein. Es war nicht einfach, meine eigenen Vorstellungen mit den Beschreibungen in deinem Roman zu kombinieren. In meinen Vorstellungen wollte ich Jahrtausende zurückreisen. Deine Romanfiguren haben den Ort so vorgefunden wie ich jetzt auch.

Tempel innen 2Lutz: So ist das in der Archäologie: Man sammelt Erkenntnisse über die Vergangenheit anhand ihrer Spuren, die übrig geblieben sind. Was hat Dich dort am meisten beeindruckt?

Carmen: Der vollbedachte Tempel, sehr gut erhalten, die Dunkelheit. Die Anlage befindet sich in einem guten Zustand. Es wird restauriert, zur Zeit am Osiriskomplex, das einzige Sanktuar mit einer richtigen Tür. Im Sethos-Tempel fehlt nicht viel an der Vorstellung, wie es einmal war.

Die Haupthalle
des Tempels

Lutz: Wenn ich solche Bilder wie das anschaue, das hier rechts zu sehen ist, geht in meiner Fantasie die Post ab. Was macht so was mit Dir?

Carmen: Die Frage aller Fragen. Natürlich geht auch bei mir gewaltig die Post ab. Ich schließe die Augen und stelle mir vor, wie die Priester, kahl geschoren, in weißen Schurzen, Sarkophage die Rampen hoch vor die Scheintüren schleppen und ziehen. Oder wie die Barken durch den Tempel getragen werden. Vorstellungen ohne Ende. Ich stehe daneben und beobachte das alles.

Lutz: Du gehst also auf Zeitreise. Nun muss man von dem, was man sich dabei so vorstellt, wohl einiges abziehen, denn die altägyptische Kultur war sehr fremdartig — oder wie empfindest Du das?

Carmen: Ja ich gehe auf Zeitreise. So fremdartig finde ich das gar nicht. Brauchten die Menschen nicht schon immer etwas, woran sie sich festhalten können? Also Religion und Riten? Klar, um zu verstehen, sollte man schon in die Geschichte reinlesen und sich einiges anschauen. Ohne Riten, Kult und Religion hätten wir diese wunderbaren, einzigartigen Bauwerke und Darstellungen nicht.

Lutz: Hast Du mal versucht, so zu schreiten, wie das die Figuren auf den Säulen hier tun? Bein und Unterleib sind in Seitenansicht dargestellt, Oberkörper in Draufsicht, Köpfe dann wieder von der Seite …

Carmen: Nein. Ich war in jungen Jahren eine Top-Sportlerin, aber da hört dann wohl die Gelenkigkeit auf. Wunderbar gestaltete Figuren.

zerstörte Figuren

Beschädigte Fresken und Malereien im Tempelinneren

Lutz: Du hast Fotos mitgebracht, die einerseits die frühere Farbenpracht im Tempel andeuten, andererseits aber Beschädigungen dokumentieren: Manchen Figuren sind Gesicht und Hände weggemeißelt worden. Ich muss dabei an die Bilderstürmer denken, die in der Reformationszeit Bildschmuck und Skulpturen in europäischen Kirchen zerstörten.

Carmen: Zu allen Zeiten ist es passiert, dass Gedenken ausgemeißelt wurde. Mit einem der Vorgänger von Sethos, Echnaton, hat man es ähnlich gemacht. Ich weiß leider nicht, wer hier etwas gegen Sethos hatte.

RitualLutz: Andere Fresken hingegen sind auch nach rund 3300 Jahren immer noch gut erhalten …

Carmen: Unglaublich schön, perfekt und sauber gearbeitet. Wahrscheinlich einfachste Werkzeuge, viel Zeitaufwand und Kraft. Aber Meister des Handwerks und der Kunst. Schauen und Staunen. Hat Ägypten nicht schon immer mit und von seinen Künstlern gelebt? Ein Blick in die Neuzeit dürfte das beweisen. Ich spiele auf die Graffiti-Künstler während der Revolutionszeit an.

Sethos (rechts) bringt Horus
ein
Weihrauchopfer dar

Lutz: Wenn man sich das mal überlegt: 3300 Jahre … Die Reise nach Abydos war sicher sehr strapaziös, oder?

Carmen: Nein, mit Pkw ist das in Ordnung. Der Weg dorthin ist schon die Reise wert. Ägypten! Nach Abydos zu kommen war aber wirklich nicht einfach. In den letzten Jahren bin ich immer wieder in Luxor hängen geblieben. Dieses Mal haben wir aber im wahrsten Sinne des Wortes Luxor links liegen gelassen und sind in Qena rechts nach Abydos abgebogen. Zum Schmunzeln war allerdings das willkürliche Pflichtbewusstsein der Sicherheitskräfte, dem wir auf der Rückfahrt zum Opfer gefallen sind. Sie waren der Meinung, uns bis Dendera, die längere Strecke, begleiten zu müssen. Am Ortsrand von Sohag haben sie uns dann doch verlassen und wir konnten den kürzeren Weg durch die Wüste nehmen.

Lutz: Ihr habt die Reise selbst organisiert und sie dann auf eigene Faust unternommen?

Carmen: Wir sind schon einige Jahre sehr gut mit Mohamed (seine Webseite ist „Ganz Ägypten„) befreundet, einem Ägyptologen und selbständigen Reiseleiter. Ich teile ihm meine Wünsche mit und er organisiert das dann immer ganz toll und zuverlässig. Dieses Mal konnte er uns aus familiären Gründen nicht begleiten. Wir waren mit seinem guten Freund Mohamed (Mohamed Hassan Reisen) unterwegs. Ebenfalls selbständiger Reiseleiter und Ägyptologe. Ich bin beiden sehr dankbar für ihre fachliche Kompetenz und für die perfekte Organisation.

Lutz: Abydos spielt in „Der Osiris-Punkt“ und meinen folgenden Romanen des „Amduat“-Zyklus eine zentrale Rolle — auch, aber nicht nur wegen des Sethos-Tempels. Habt Ihr auch einen Blick in die Umgebung werfen können?

Carmen: Leider nicht. Nur einen Blick über das Osireion in die Wüste. Die Ausgrabungen zu besichtigen, ist nicht gestattet. Hier aber nochmal die Frage, hat Theo, die Hauptfigur in „Der Osiris-Punkt“, in dem kleinen Hotel in Tempelnähe gewohnt? Das würde so gut zur Beschreibung passen.

Lutz: Diese Frage hast Du mir schon vorab auf Facebook gestellt. Da es nicht viele Hotels dort gibt, könnte es schon sein. Frag mich aber bitte nicht als nächstes nach der Telefonnummer von Alia, der Chefin des Hauses, denn dann müsste ich zugeben, dass ich diese Frau erfunden habe. Alia heißt in „Dune — Der Wüstenplanet“ die Schwester des Protagonisten Paul Atreides — eine kleine Anleihe.

OsireionDas „Osireion“ hinter dem Sethos-Tempel gibt Rätsel auf

Lutz: Was hat Euer Führer Euch über das „Osireion“ erzählt?

Carmen: Das Osireion finde ich spannend, interessant und rätselhaft. Dort könnte ich Stunden rumklettern. Leider war die Holztreppe ganz nach unten abgesperrt. 😉 Dann das Grundwasser, sicher nicht ganz ungefährlich. Ich wollte natürlich nichts beschädigen. Also an Gesetze und Regeln halten. Meine kurze, vereinfachte Wiedergabe: Laut Mythologie hat Seth, der Bruder, Osiris aus Hass getötet und zerstückelt und die Einzelteile in alle Himmelsrichtungen verstreut. Isis, die Frau des Osiris, sammelte alle Teile wieder ein. Der Kopf soll sich im Osireion, dem Tempelkomplex zu Ehren des Gottes Osiris, befunden haben.

KönigslisteLutz: Im „Osiris-Punkt“ spielt das „Osireion“ eine wichtige Rolle, denn es gilt als Scheingrab des Pharaos Sethos I. Hältst Du diese Theorie für plausibel?

Ausschnitt aus der
berühmten Königsliste
im Tempel von Abydos

Carmen: Nur wenn das Osireion zweckentfremdet wurde. Das wäre ja nicht ungewöhnlich. Ich persönlich halte aber gerne an der Mythologie fest. Andererseits, spannend … Das passt wunderbar in Deinen Roman.

Lutz: Der Sethos-Tempel von Abydos ist unter anderem wegen der Königsliste von großer Bedeutung, mit deren Hilfe die Historiker ein wenig Ordnung in die altägyptische Geschichte bringen konnten. Dazu hast Du doch bestimmt auch eine Geschichte, oder?

Carmen: Oh ja, man muss sich die Kartuschen unbedingt von einem Ägypter vorlesen lassen. Seine „altägyptische“ Stimme klingt noch in meinen Ohren. Natürlich haben wir geschaut, wo Hatschepsut, Echnaton, Tut, Eje und so weiter fehlen. Mehr als interessant.

Lutz: Genau das macht die Liste so spannend: Diverse Namen von Pharaonen fehlen. Auch Hatschepsut, die Pharaonin, wird nicht aufgelistet. Mit anderen Worten: Diese Liste ist politische Propaganda. Pharao Sethos blendet bestimmte Aspekte der Vergangenheit aus. Du hast Dich bestimmt ganz arg manipuliert gefühlt, oder?

Carmen: Du hast es auf den Punkt gebracht. Faszinierend, wie alt politische Machenschaften sind.

Lutz: Wann tauchst Du wieder ab ins Land der dunklen Erde?

Carmen: Ich hoffe nächsten Winter, ich habe noch mit einigen Tempeln und Gräbern eine Rechnung offen. Ich danke dir für diesen wunderbaren Romanzyklus. Ich freue mich auf alles, was da noch kommt. Mach weiter so.

Lutz: Vielen Dank für Deinen Bericht und die tollen Bilder, auch an Deinen Mann Sven.

DunkelDunkel der Geschichte

Ecklogo neu klein

Der Osiris-PunktCover Osiris Komplett

Ägypten-Abenteuer von Lutz Büge

„Die mächtigen, beleuchteten Kolonnaden des Sethos-Tempels schienen nur einen Steinwurf weit entfernt. Mitten aus dem Ort erhob sich das alte Bauwerk, doch es war früher hier gewesen als jedes Haus in Abydos, früher als Islam und Christentum, und entsprechend selbstbewusst und schweigend ragte es aus damaliger Zeit in die Gegenwart hinein.“

Ägypten im Jahr 2014. Fremdenfüherr Theo Magenheim stolpert in eine Geschichte hinein, die lebensgefährlich werden wird. Zufällig ist er dabei, als in einem unterirdischen Gelass hinter dem Sethos-Tempel von Abydos eine Papyrus-Rolle gefunden wird. Damit hält Theo den Schlüssel zu einer bedeutenden archäologischen Entdeckung in Händen. Von diesem Moment an rückt Abydos in den Fokus von Islamisten, die derzeit in Ägypten das Sagen haben. Sie versuchen, das Land zur Islamischen Republik umzubauen, doch sie sind zerstritten, und es regt sich Widerstand. Und es gibt Kräfte in ihren Reihen, die dem Gold der Pharaonen zugeneigt sind. Doch auch die Carnavaughns, eine alte englische Adelssippe, haben ein Auge auf die Entdeckung geworfen. Die eigene Familiengeschichte holt sie ein, und ein Kreis schließt sich, der fast 200 Jahre archäologischer Forschung in Ägypten umfasst …

Der Osiris-Punkt. Ägypten-Abenteuer von Lutz Büge.
E-Book. Ca. 495 Seiten. ISBN 9783844285673. 9,99 Euro.
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+++ Autor  Lutz Büge +++ Übersetzerin Edith Matejka +++ Werk +++   News  +++

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