Heute erscheint Genetics neu, der Science-Fiction-Thriller, der schon bei seinem ersten Erscheinen als gedrucktes Buch im Jahr 1999 recht erfolgreich war. Diese E-Book-Neuausgabe wurde gründlich bearbeitet und hat mit der Fassung von 1999 nur noch wenig gemein.
Sogleich eine Warnung: Wenn Du beim Begriff Science Fiction an Schlachten im Weltraum, Laserschwerter und krachende Explosionen im absoluten Vakuum denkst, liegst Du falsch. Das ist lediglich Fiction und hat mit Science, also Wissenschaft, wenig zu tun. Science Fiction, wie ich sie verstehe, ist eine Literaturgattung, welche die Gegenwart reflektiert, indem sie ein Geschehen in einen anderen Zusammenhang verlegt — in eine andere Welt zum Beispiel. Oder in eine andere Zeit. Letzteres tut Genetics.
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Genetics: Konsequent menschenfeindlich
Um eines kann man die Tics von Block Arkansas — jener unterirdischen Welt, die von der künstlichen Intelligenz Ciah regiert wird — durchaus beneiden: Ihr Leben hat einen klar definierten Sinn. Sie dienen der Artverbesserung. Mit ihrem Leben, und das bedeutet vielfach auch: mit ihrem Tod. Ciah will den „Amerikaner der Zukunft“ erschaffen, Got, den perfekten Tic. Und Ciah weiß genau, wie dieser perfekte Tic beschaffen sein soll: Groß soll er sein, kraftvoll, gesund, immun gegen alle bekannten Krankheiten und Biowaffen, unempfindlich für chemische Waffen.
Fällt jemandem etwas auf? Die Kriterien, die diesen „Amerikaner der Zukunft“ beschreiben, sind allesamt rein körperlicher Natur. Und: Es ist nur von „ihm“ die Rede, nicht von „ihr“. Frauen werden zwar gebraucht, um Kinder zu gebären und so die Artverbesserung erst zu ermöglichen, aber das „Schöpfungsziel“, auf das Ciah programmiert ist, das Ideal, dem sie entgegenstrebt, ist am Mann orientiert. Kein Wunder, denn jene, die sich das alles ausgedacht haben, sind Männer einer besonderen Strickart. Dazu gleich mehr. Deswegen sind die männlichen Tics allerdings keineswegs zu beneiden. Sie sind für Ciah lediglich eine Art Rangiermasse, ein riesiger Genpool, mit dem die künstliche Intelligenz machen kann, was ihr im Sinne des Projekts der Artverbesserung das Beste zu sein scheint.
Frauenfeindlich, männerfeindlich, menschenfeindlich
Block Arkansas ist ein in die Zukunft verlegtes Projekt „Lebensborn“ — mit dem Unterschied, dass es nicht von deutschen Nationalsozialisten erdacht und erbaut wurde, sondern von US-Amerikanern, die sich für gute Patrioten halten. In meinem Artikel „Genetics: Wen darf man lieben?“ vom 21.1.16 habe ich zwei Namen von (fiktiven) Personen genannt, die bei der Entstehung von Block Arkansas eine Rolle spielten. Beide sind Nobelpreisträger, alte Männer, die offenbar alle Maßstäbe verloren haben. Wer so etwas wie Block Arkansas konzipiert, an dem ist nicht viel Menschliches mehr. Denn Block Arkansas ist ein riesiges Gen-Labor, in dem mit dem Menschen und seinem Erbgut experimentiert wird, ohne an lästige Menschenrechte und Gesetze oder Grundsätze wie die Gleichbehandlung der Geschlechter gebunden zu sein. In Block Arkansas spiegelt sich natürlich auch wieder, was die Schöpfer dieses Projekts von Frauen halten. Das Projekt der Artverbesserung ist konsequent menschenfeindlich. Seine Schöpfer haben es so konzipiert.
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Säuglingszimmer in einem
nationalsozialistischen
Lebensbornheim 1936
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Ich will natürlich nicht zu viel verraten. Welche Rolle Samuel McWeir, der Genetiker, für Block Arkansas spielt, muss zunächst im Dunkeln bleiben; aber dass er eine Rolle spielt, habe ich ja schon angedeutet. In meinem aktuellen Thriller Virenkrieg, der einen Teil der Vorgeschichte von Genetics erzählt (den ersten von fünf Teilen), spielt er eine wichtige Rolle. Dann wäre da noch der geniale Informatiker Lucas Phelps. Das verrate ich an dieser Stelle nun doch schon: Er ist Ciahs Schöpfer, er hat die künstliche Intelligenz programmiert. Ein alter Mann mit einem rechtsextremen Weltbild, in dem die Ertüchtigung einer Rasse wichtiger ist als die Werte von Humanismus und Aufklärung, Freiheit und Liberalität.
Da haben wir also den Verantwortlichen für all das, was in Genetics passiert, nicht wahr? Nun, es ist natürlich ein bisschen komplizierter, sonst hätte ich Dir dieses Detail hier nicht verraten. Auch Lucas Phelps spielt übrigens im Virenkrieg-Zyklus eine Rolle. Mir kam es hier darauf an darzulegen, dass er maßgeblich am Projekt der Artverbesserung beteiligt war, das ein faschistisches Projekt ist. Du wirst es ja von innen kennenlernen, wenn Du Genetics liest. Dann wirst Du Block Arkansas aus der Perspektive von Cal erleben, einem Cop, einem von Ciahs Leistungsträgern.
Programmiert, um sich zu vergehen
Wie können sich die Tics in Block Arkansas wohlfühlen, obwohl sie wissen, dass das Projekt der Artverbesserung über kurz oder lang ihr Leben fordern wird? Sie müssen sich ja nur mal umschauen — warum gibt es keine alten Tics in Block Arkansas? Da wären noch ein paar weitere Ungereimtheiten, die ihnen auffallen könnten. Doch sie stellen sich keine Fragen, sondern leben ihr Leben, das tatsächlich einige Annehmlichkeiten bietet. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, da Ciah sie „einbehält“, wie das genannt wird. Denn Ciah ist dazu programmiert, sich zu vergehen.
Kleine Pointe am Rande: Dass in der Gesellschaft, in der die Tics leben, Homosexualität gelebte Norm ist, wäre ganz sicher nicht im Sinne der Schöpfer des Projekts der Artverbesserung gewesen. Diese Menschen waren natürlich homophob. Dennoch ist es dort unten so gekommen. In einer Schlüsselszene in der Mitte des Romans spricht Ciah darüber, wie sie zu der Einschätzung kam, dass es am besten sei, wenn die Tics in Block Arkansas homosexuell leben: auf der Basis ihrer Programmierung. Auch dafür ist also Lucas Phelps verantwortlich. Er würde sich wohl im Grabe umdrehen, wenn er das Ergebnis sehen können — und wenn er denn überhaupt ein Grab hat.
Genetics ist ein Roman, der darüber nachdenkt, was passieren kann, wenn alles, was machbar ist, auch wirklich gemacht wird. Dieser Glaube an die Machbarkeit ist im Grunde nichts anderes als der blinde Fortschrittsglaube, den wir aus dem zwanzigsten Jahrhundert kennen. Wenn dieser Glaube auf einen entschlossenen Willen trifft — in Genetics auf den Willen von Vollstreckern, die sich als Patrioten sehen –, dann könnte so etwas wie Block Arkansas dabei herauskommen.
Ist das realistisch? Nein. Ich glaube nicht, dass es heutzutage möglich ist, ein Großprojekt wie Block Arkansas geheim zu halten — etwa während der Bauphase. Zum Glück! Zur Zeit des Manhattan Projekts war das wohl noch anders. Aber darum geht es im Grunde nicht. Eben das ist das Wesen von Science Fiction: Sie kann unbeschwert Gedankenexperimente durchspielen, kann Wissenschaft und Fiktion zusammenwerfen und daraus eine Utopie gestalten. Auch wenn am Ende womöglich nur die eher schlichte Erkenntnis steht: Vielleicht ist es nicht immer gut zu wissen, welchen Sinn das Leben hat — es könnte sein, dass man schlicht betrogen wird.
Genetics ist als E-Book jetzt in einer durchgesehenen Komplettversion erschienen. Dann werden die vier Teile der im Jahr 2013 erschienenen Version gelöscht, die jetzt noch in der Kindle-Edition bei Amazon erhältlich sind. Die gedruckte Version, 1999 im Männerschwarmskript-Verlag Hamburg erschienen, ist überholt und mit der Gesamtversion von 2016 auch vom Cover her nicht zu verwechseln.
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Weitere Artikel zu Genetics:
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Genetics: Wen darf man lieben?
Über die Grundidee von Genetics und über ein Wort, das im Wortschatz der Tics von Block Arkansas völlig fehlt
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Der Skylla-Themenmarathon
Übersicht über alle Artikel des Jahres 2016 zu Genetics, Virenkrieg und Skylla. Diese Übersicht wird regelmäßig aktualisiert.
Neu: Virenkrieg I.
Thriller von Lutz Büge (Printausgabe)
„Verehrte Herren, lassen Sie mich nun zum Punkt kommen. Welche Kriterien zeichnen ein echtes Killervirus aus? Ich glaube, es sind vier:
Erstens: Hohes Ansteckungspotenzial. Es kann leicht übertragen werden. Unübertroffen ansteckend ist das Pocken-Virus, aber auch Influenza-Viren wie H5N1 können das gut.
Zweitens: Hohe Sterbequote mit dem Potenzial, selbst das beste Gesundheitssystem zum Zusammenbruch zu bringen. Unübertroffen: das Marburg-Virus mit bis zu 90 Prozent Toten.
Drittens: Mieses Image. Unser Killervirus löst Panik aus und lässt das gesellschaftliche Zusammenleben zum Erliegen kommen.
Viertens: Kein Gegenmittel. Es steht kein Impfstoff zur Verfügung und es kann in der Eile auch keiner hergestellt werden. Im Idealfall sollte es sich also um ein unbekanntes Virus handeln, das noch nicht erforscht werden konnte.
Und damit kommen wir zum Kern dieser Veranstaltung, sehr geehrte Herren, denn ich hätte hier etwas für Sie, hier in diesem kleinen, unscheinbaren Hochsicherheitsbehälter …“
Auszug aus den SCOUT-Protokollen, März 2017
Böse? Das war erst der Anfang. Mehr gibt es –> HIER.
Virenkrieg – Erstes Buch. Roman. Ybersinn-Verlag Offenbach. Paperback.
440 Seiten. 14,90 Euro. ISBN: 9783981738803.
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Das E-Book gibt es in allen gängigen Online-Shops. ISBN 9783844292503.
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