„Ich schaue gern mal über den Tellerrand hinaus“

SC 001-03Du kannst das beste Video der Welt drehen — ohne Sound und Musik wird es floppen. Die Gänsehaut-Musik zum VirenkriegVideo stammt von Wigbert, einem jungen Komponisten und DJ aus Offenbach. Regisseurin Isabella V. Galanty konnte ihn dazu bewegen, dass er sein Werk unentgeltlich beisteuerte. Heute sprechen Isa und ich mit Wigbert und stellen ihn Dir vor.
Ach ja — das Video zum Thriller Virenkrieg kannst Du Dir –> HIER ansehen. Kleiner Tipp: Ton schön aufdrehen!

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„Ich schaue gern mal über den Tellerrand hinaus“

Lutz: Hallo Wigbert, willkommen zu unserem Talk. Wie lange hast Du gezögert, als Isa Dich fragte, ob Du eine Filmmusik für sie komponieren könntest?

Wigbert Screenshot 2Wigbert: Hallo Lutz, vielen Dank, ich freue mich, ein Teil dieses Projektes zu sein. Als Isa mich gefragt hat, habe ich nicht lange gezögert und gleich zugesagt. Für mich klang das Ganze spannend und nach einer neuen Herausforderung für mich. Ich finde es gut, ab und zu auch mal was anderes zu machen, um somit über den Tellerrand hinaus zu schauen, da ich sonst viel Club- und DJ-orientierte Musik produziere. Ich experimentiere aber auch gerne mal, das bringt neue Ideen und inspiriert mich. Genau das hat mich an diesem Projekt gereizt.

Lutz: Das Ergebnis ist hochprofessionell. Ich hatte auch beim zwanzigsten Ansehen und Anhören eine Gänsehaut. Hast Du so was vorher schon mal gemacht?

Danke 🙂 Das freut mich zu hören. Um ehrlich zu sein, war es das erste Mal, dass ich so etwas in dieser Richtung gemacht habe. Ich versuche bei all meinen Produktionen mein Bestes zu geben. Ich bin da sehr detailverliebt, was auch sehr hinderlich sein kann. Es kann daher manchmal lange dauern, bis ich zufrieden mit dem Ergebnis bin. Aber ich mag es eben, mich selbst und meinen Sound weiterzuentwickeln, um schließlich immer professioneller zu klingen.

Lutz: Wenn ich mir Deine Tracks anhöre, die auf  Soundcloud frei anhörbar sind, kommt es mir so vor, als ob Du ein Fan tiefer Frequenzen bist. Was transportieren tiefe Frequenzen nach Deinem Verständnis?

Kurz gesagt, eine Form von Rhythmus. Die tiefen Frequenzen beeinflussen großteils den Groove, zumeist häufig in meinen Stücken. Ich liebe es, das volle Frequenzspektrum bei der Musik zu genießen, im Club, im Studio oder wo auch immer. Jeder DJ kennt das, die Vorliebe des „Bassreglers“ am Mischpult. Es macht einfach nur Spaß, wenn du auf einer schönen Anlage auflegst, die richtig Wums hat, aber dennoch sauber und klar klingt. Der Klassiker ist dabei, an den passenden Stellen während des mixens mal den Bass rausdrehen und dann wieder rein. Das schafft Dynamik und immer wie schön zu sehen, wie bei dem ein oder anderen auf der Tanzfläche die Freude ins Gesicht springt.

Wigbert 001Isa: Hey Wicky, ich finds total klasse, dass Du so spontan bei unserem Video-Projekt mitgemacht hast, obwohl Du immer mehr als genug zu tun hast! Hat Dir das Basteln an dem Stück dennoch Spass gemacht? Wie aufwendig war es für Dich, die Musik auf 1:50 Minuten zu straffen und trotzdem den Spannungsbogen zu halten?

Hi Isa, wenn ich etwas interessant finde, nehme ich mir auch gerne Zeit dafür. So, wie für dieses Projekt. Ich habe mich gefreut als Du gefragt hast, da es mich generell interessiert hat, mal Musik für einen Film zu machen. So kam Deine Anfrage sehr gelegen, etwas Neues auszuprobieren. Das Produzieren hat mir Spaß gemacht, auch wenn es nicht ganz einfach war, den zeitlichen Rahmen einzuhalten. Als jedoch der Grundstein für Idee gelegt war, konnte ich schließlich meine Vorstellungen gut umsetzen.

Isa: Meine Ideen und Vorgaben für das Video waren nicht ganz einfach. Du hast sie aber so perfekt umgesetzt, das ich beim Hören sprachlos war. War es schwer für Dich, von anderen Leuten Ideen vorgesetzt zu bekommen und trotzdem Deinem Stil treu zu bleiben? Was inspiriert Dich dabei?

Es ist für mich eigentlich schwierig, Musik zu machen, wenn die Richtung vorgegeben ist. Man fühlt sich in der Kreativität eingeschränkt. Bei diesem Projekt war es jedoch so, dass ich durch Deine Vorgaben schon eine gewisse Vorstellung hatte, wie es klingen könnte. In diesem Fall war es für mich eher inspirierend und hatte trotzdem genügend freien Raum für meine eigene Interpretation. Ich war mir erst unsicher, ob das Ergebnis so passt, weil ich kein Bildmaterial als inspirationsquelle hatte. Also produzierte ich einfach nach Gefühl und ließ dem Ganzen freien Lauf. Umso spannender war dann natürlich der Moment, als ich Dir die Preview-Version zusandte und ob es Euch gefällt. Glücklicherweise war dem so 🙂

Lutz: Seit wann bist Du als DJ unterwegs?

Mein erster Auftritt als DJ war im Jahr 2003. Das war in der kleinen Stadt Höxter, wo ich auch aufgewachsen bin. Ich war vor dem Gig sehr aufgeregt, aber hatte schließlich eine Menge Spaß und wusste, dass dies nicht mein erster und letzter Auftritt war.

Lutz: An welchen Auftritt denkst Du besonders gern zurück?

Es gab in der Vergangenheit schon eine Menge toller Gigs, deshalb ist es für mich schwierig den „einen“ herauszupicken. So würde ich aber sagen, dass meine Reise nach New York zum Club Verboten und mein Auftritt im Watergate in Berlin letzten Jahres zwei Erlebnisse waren, an die ich mich gerne erinnern werde und dass dadurch der ein oder andere Traum für mich in Erfüllung gegangen ist.

Isa: Man könnte sagen, Du kommst gut in der Welt herum und legst an vielen interesanten Orten auf, von New York bis Rostock. Gibt es eigentlich noch einen Traum-Ort oder eine Veranstaltung, wo Du unbedingt auflegen willst — und warum?

Es gibt so viele tolle Orte, Festivals und Clubs auf der Welt, die ich gerne mal bereisen möchte, um dort zu spielen. Deshalb kann ich die Frage nur schwer beantworten. Eine nennenswerte Veranstaltung wäre die Time Warp in Mannheim, die ich schon seit Jahren immer wieder gerne besuche. Die Sound- und Lichtinstallationen sind jedes Mal sehr beeindruckend. Ich mag den Vibe dort sehr gerne und es wäre schon irgendwo ein Traum, selbst dort mal aufzulegen.

Isa: Wie hat das mit der Musik bei Dir angefangen? Was war der Auslöser?

Angefangen hat es im Jahr 2002. Mein älterer Bruder beschäftigte sich schon länger mit der elektronischen Musik. Er war es, der bei uns schließlich die ersten Turntables, samt Mixer und Vinyls kaufte. So kam ich mehr und mehr zur Musik und begeisterte mich für das DJing. Ein besonderer Moment für mich war, als ich zum ersten Mal die Loveparade in Berlin besuchte. Ich war das erste Mal auf einer Veranstaltung, bei der so viele Menschen an einem Ort waren. Zu sehen, wie die Menschen zusammen Spaß hatten und zu der Musik feierten, war ein tolles Bild, was ich nie vergessen werde. Das hat mich beeindruckt und inspiriert, Musik aufzulegen und zu produzieren.

Wigbert 002Isa: Es gibt viele DJ´s, manche sind richtig gut… es fällt auf das die besten aus Hessen kommen (Sven Väth z. B.). Oder wie siehst du das? Und viel wichtiger: Hast du eigentlich Vorbilder?

Du hast nicht Unrecht, dass viele DJs und Produzenten aus Hessen kommen. Viele wohnen mittlerweile nicht mehr hier und sind nach Berlin gegangen oder wie Sven Väth nach London. Ich würde aber nicht sagen, dass die Besten nur aus Hessen sind. Detroit war z. B. auch eine wichtige Stadt mit viel Einfluss in der elektronischen Musikszene. Viele Techno- und House-Pioniere kommen von dort her und prägten Musik nachhaltig. Es gibt einige Vorbilder die mich auch immer wieder inspirieren, Sven Väth, Richie Hawtin, Dubfire, Kraftwerk, Depeche Mode uvm.

Isa: Wo kann man dich 2016 wieder live erleben?

Ich bin am 15.1. in Kassel im Club A.R.M., 20.2. im MTW Club Offenbach und am 27.3. bei Uschi & Baerbel in Saarbrücken zu Gast. Es ist noch Einiges mehr in Planung für diese Jahr, deshalb einfach gerne ab und zu mal auf meiner Facebook Seite in den Tour Dates reinschauen.

Isa: Abschließend: Was würdest du eigentlich Eltern raten, wenn ihre Kids zu ihnen kommen und sagen: Papa, ich will DJ werden?

Gute Frage 🙂  Ich würde antworten, wenn sie das wirklich wollen, sollten sie das Handwerk von Grund auf lernen. Heißt, sie sollen wissen, wie das DJing analog auf klassische Art funktioniert und nicht sofort mit einem Digital Setup. Also mit Turntables und Vinyl. Ok, das klingt jetzt erstmal nostalgisch, aber ich finde, es gehört halt irgendwie dazu. Das Auflegen mit Platten erfordert viel Übung und Geduld, um es zu lernen. Meine Frau studiert Zahnmedizin und meinte mal zu mir, dass es doch heute egal sein kann, ob man das manuelle Plattenmixen beherrscht oder nicht. Um die Geschwindigkeit der Tracks anzugleichen gibt es ja den „Sync-Knopf“ usw. Dann habe ich geantwortet: „Und jetzt stell dir vor, du studierst jahrelang Zahnmedizin, steckst Herzblut und Leidenschaft in dein Handwerk hinein, und auf einmal gibt es einen Knopf der die ganze Arbeit für dich erledigt?! Es ist zwar nicht dasselbe, aber sie konnte mich verstehen. Nichts gegen neue Technologien, ich mag den Fortschritt der heutigen Zeit und nutze ihn selbst. Es kann halt nicht schaden, auch die Basics zu beherrschen und zudem sehen die Eltern dann, ob sich eine Leidenschaft bei Ihren Kindern darin entwickelt oder nicht.

Lutz: Vielen Dank für das Gespräch — und natürlich für die tolle Musik!

Wigbert, geboren 1987 in Höxter, lebt seit 2008 in Offenbach und ist seit 2012 verheiratet. Außer Musik mag er Katzen und Fitnesstraining und ist ein Freund der italienischen und asiatischen Küche. Geschmacksproben seiner Musik gibt es auf Soundcloud. HIER geht es zu seinem Facebook-Profil. Gebucht werden kann er über die Künstleragentur EUAM.

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Bildautor: Robert Galanty

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Virenkrieg Cover 001„Verehrte Herren, lassen Sie mich nun zum Punkt kommen. Welche Kriterien zeichnen ein echtes Killervirus aus? Ich glaube, es sind vier:
Erstens: Hohes Ansteckungspotenzial. Es kann leicht übertragen werden. Unübertroffen ansteckend ist  das Pocken-Virus, aber auch Influenza-Viren wie H5N1 können das gut.
Zweitens: Hohe Sterbequote mit dem Potenzial, selbst das beste Gesundheitssystem zum Zusammenbruch zu bringen. Unübertroffen: das Marburg-Virus mit bis zu 90 Prozent Toten.
Drittens: Mieses Image. Unser Killervirus löst Panik aus und lässt das gesellschaftliche Zusammenleben zum Erliegen kommen.
Viertens: Kein Gegenmittel. Es steht kein Impfstoff zur Verfügung und es kann in der Eile auch keiner hergestellt werden. Im Idealfall sollte es sich also um ein unbekanntes Virus handeln, das noch nicht erforscht werden konnte.
Und damit kommen wir zum Kern dieser Veranstaltung, sehr geehrte Herren, denn ich hätte hier etwas für Sie, hier in diesem kleinen, unscheinbaren Hochsicherheitsbehälter …“
Auszug aus den SCOUT-Protokollen, März 2017

Böse? Das war erst der Anfang. Mehr gibt es –> HIER.

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