Dieses Interview habe ich mit Isa vor einem Jahr anlässlich des Erscheinens von „Der hölzerne Pharao“ geführt. Inzwischen sind wir viel weiter, inzwischen ist mein Roman „Virenkrieg“ in gedruckter Version erschienen, natürlich auch wieder mit einem Cover, das Isa gestaltet hat, und der Ybersinn-Verlag, der den Roman herausgebracht hat, plant weitere Veröffentlichungen. Isa — vollständiger Name Isabella V. Galanty — wird hoffentlich auch weiterhin die Cover meiner Romane gestalten. Wir sind uns nämlich sehr ähnlich, wie wir nicht erst in diesem Gespräch festgestellt haben: Wir beide haben immer wieder und immer etwas an unseren Entwürfen auszusetzen.
Ein Talk mit Isa zum Thema Cover-Gestaltung.
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„In meinem Kopf entsteht ein Film“
Lutz: Liebe Isa, weißt Du, dass wir anscheinend etwas gemeinsam haben? Ich feile bis zuletzt an meinen Texten, weil ich immer wieder irgendwelche Unzulänglichkeiten entdecke, die mich stören, und genauso machst Du es mit Deinen grafischen Entwürfen. Aber irgendwann muss einmal Schluss sein, und man muss das Baby loslassen. Warum, glaubst Du, ist das so schwer?
Isa: Das haben wir schon des öfteren festgestellt, das wir einiges gemeinsam haben, deswegen klappt die Zusammenarbeit ja so gut! Man muss schon solange feilen bis man zufrieden ist, finde ich… vor allem, wenn man ein Projekt besonders gerne macht, dann steckt viel Herzblut drin! Zu früh darf man Kinder ja nicht freilassen, sonst machen sie nur Unfug! Findest du nicht?
Lutz: Doch, das finde ich auch. Okay, schauen wir uns Deine Entwürfe in aller Ruhe und im Detail an. Diesmal mussten wir ja nicht lange suchen und herumprobieren, denn Du hattest für „Der Osiris-Punkt“ schon eine Bild- und Schriftsprache gefunden, an die Du anknüpfen konntest. Hier links ist Dein Entwurf für das Cover von „Der hölzerne Pharao. Teil 1: Einschnitte“, den Du mir am 9. Oktober geschickt hast. Warum ist dieser Entwurf immer noch nicht gut?
Isa: Ich glaube, dass es nur noch Nuancen sind, die ich verändern möchte: andere Farbe hier, noch etwas rumrücken dort, einen kräftigeren Ton… und solche Kleinigkeiten stören mich. Das ist für mich so, als ob ich mit zwei verschiedenen Socken aus dem Haus gehen würde und in der U-Bahn dann merke, dass die eine schwarz ist und die andere rosa! ROSA! Bitte!… Ich trag ja nur Schwarz…. Und außerdem finde ich, man muss immer die Arbeit so machen, das man 105-prozentig zufrieden ist. Und das auch noch ein paar Jahre später, wenn man nochmal draufschaut!
Lutz: Ehrlich gesagt — ich war platt, als ich diesen Entwurf erstmals sah. Du hattest vorher in einem der Vorgänger-Entwürfe zu Teil 2 „Einblicke“ etwas versucht, was mich absolut überzeugt hatte, nämlich die Sonnenbarke wie in Fels gemeißelt darzustellen. Das wollte ich dann auch für die anderen Teile. Genau das hast Du hier mit Anubis gemacht. Das sieht aus, als bekämen wir ein Fresko aus einer altägyptischen Grabkammer zu sehen. Wie geht so was?
Isa: Naja, das ist das groooooße Mysterium eines Grafiker-Füllhorns! Manche haben schon Bücher drüber verfasst! 😉 … Aber natürlich muss man das, was man in Stein meißeln möchte, vorher schon zeichnen! Und der Rest ist nur noch Gefummel, und das Programm hilft einem ungemein!
Lutz: Die Grundidee dieser Cover-Entwürfe ist ja, dass der Papyrus, auf dem Titelmotiv und Schriftzüge abgebildet sind, sich allmählich hebt und dass dahinter etwas hervorschimmert, Andeutungen, ein Geheimnis. Hat es jemals eine stimmigere Metapher für Pioniergeist und Forschertum gegeben?
Isa: Nun ja, ich habe versucht eine Brücke zu schlagen zum Osiris-Punkt. Das man manche Motive aus den Osiris-Covern in den Pharao-Covern wiederfindet. Wahrscheinlich das, was man in Büchern „zweite Handlungsebene“ nennt! *g*
Lutz: So wie sich der Papyrus aufrollt, wissen eingefleischte Ägypten-Kenner wohl schon mit dem zweiten Cover, was da unten zum Vorschein kommt. Für alle anderen Betrachter muss das ziemlich geheimnisvoll wirken. Warum zeigst Du den Leuten auch im Cover von Teil 3 nicht die volle Ansicht?
Isa: Es soll spannend bleiben! Man muss nicht gleich alles zeigen, das ist in etwa so wie am Strand! Und wer die Osiris-Cover anschaut, der hat unter Umständen einen Aha-Effekt! Hoffe ich zumindest!
Lutz: Jeder Deiner Entwürfe lohnt es, dass man genauer hinschaut. Ganz abgesehen vom „Geheimnis“ am Fuß der Seite gibt es viele Details zu entdecken. Zum Beispiel kehren die Blutspritzer wieder, die auch schon die Cover von „Der Osiris-Punkt“ geziert haben. Ist das einfach nur ein wiederkehrendes Stilmittel der Bildsprache?
Isa: Ich mag die Spritzer… Was auch immer sie sind. Sie waren im Osiris-Punkt Blut, jetzt ist es mehr ein Loch oder auch Tintenklekse! Auch hier kann man es sich fast aussuchen! Geheimnisse passen auch zum Inhalt des Werkes und der Geschichte, und darauf soll das Cover ja auch hindeuten! Deswegen: Passt!
Lutz: Das Cover von Teil 3 „Engpässe“ zeigt unter anderem eines der zentralen Motive der ägyptischen Religion: die Waage der Ma’at, auf der das Herz des gestorbenen Pharaos beim Totengericht gegen die Feder der Göttin Ma’at gewogen wird. Das sieht in Deinem Entwurf so aus, als ob die Architektur, die oben zu sehen ist, als Waagebalken fungiert. Wie bist Du auf diese Idee gekommen?
Isa: Cool… Richtig erkannt! *schweiss-von-der-stirn-wischt* … Ach weißt du Lutz, manchmal probiere ich einfach aus, und die Ideen kommen von alleine, wie genau, das kann ich gar nicht erklären. Ist ein bisschen so wie in einem Film: Du sagst, was Du schreibst, und in meinem Kopf entsteht ein Film bzw. Bild, und dann komplettiere ich das später noch, wenn ich länger nachdenke oder recherchiere oder im Internet gucke oder meine eigenen Foto-Gallerien anschaue! Und dann ist’s irgendwann fertig!
Lutz: Komponierst Du solche Grafiken aus vorhandenem Bildmaterial, oder malst Du dafür auch eigenhändig, ganz klassisch auf Papier?
Isa: Ich zeichne auch auf Papier, allerdings inzwischen eher selten, da man auf dem Papier kaum auf Änderungswünsche reagieren kann und das ganze sehr aufwendig ist. Natürlich mache ich den ersten Layout-Entwurf nach wie vor auf Papier, und dann setze ich es im Computer um… Also, ich zeichne mit der Maus. Manchmal habe ich ebenfalls Bilder als Vorlagen, diese stilisiere ich dann … und manchmal zeichne ich frei Hand… Das ergibt sich!
Lutz: Warst Du eigentlich jemals in Ägypten?
Isa: Mit dem Finger auf dem Landkarte schon ganz oft. Auch in meiner Fantasie. Mit verschiedenen Büchern… mit dem Osiris-Punkt schon nächtelang! Da war ich schon in Schießereien verwickelt und bin in diversen Pharaonen-Gräbern gewesen! Also könnte ich diese Frage direkt mal mit JA beantworten! Ich war sogar beim Bau der großen Pyramide dabei! Und bei diversen Bestattungs-Ritualen! Und bald gehe ich wieder nach Ägypten, diesmal mit dem hölzernen-Pharao! Aber wenn du meinst ob ich in echt schon mal da war, dann muss ich kleinlaut „Nein“ sagen! … Ich möchte mich nicht mit Millionen (ich übertreib jetzt mal etwas!) schwitzender Touris mit ihren Kameras, weißen Socken in Trekking-Sandalen, vor Sonnenmilch tropfend durch Pyramiden schieben und dabei Datteln futtern… Ich bin ja etwas klaustophobisch veranlangt in solchen Momenten, und wie genervt ich sein kann, mag ich gar nicht schreiben! 😉 … Ich würde Ägypten gerne angucken. Alleine, nicht organisiert durch Tui oder Neckermann! Ich mag die Hitze auch nicht besonders, trotzdem steht dieses Reiseziel auf meiner nicht mehr allzulangen Reiseliste! Ich mach’s hier auch so wie mit den Covern, ich warte auf den richtigen Augenblick und feile so lange, bis ich das hab, was ich mir vorstelle! 😉 Und mit dem hölzernen Pharao macht’s eh mehr Spaß. Da hat man auch nicht so viel Sand abends im Bett!
Isabella V. Galanty ist Grafik-Designerin und arbeitet für die Berliner Zeitung. Sie hat im Team mehrere Preise gewonnen, so im Jahr 2010 den European Newspaper Award, 2013 den DuMont Journalistenpreis und 2014 den Deutschen Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stifung. Wie vielseitig Isa ist, kannst Du Dir auf ihrer Webseite ansehen –> HIER.
Und hier kommt eine Übersicht über die wichtigsten Cover, die Isa bisher für mich bzw. den Ybersinn-Verlag gestaltet hat:
Mehr Informationen über die Romane: –> HIER
Aktuell erschienen, auch als gedrucktes Buch: der Thriller „Virenkrieg“. Mehr Info –> HIER.