Beobachtungsposten / Point d’observation
Ault (2014)
Der Urgroßvater von Jean-Luc Vandermer liebte das Meer und den weiten Blick darauf. Da kam es ihm gerade recht, als ihm ein Stück Land an der Kanalküste übereignet wurde mit der Auflage, dort ein Häuschen zu errichten, fortan das Geschehen auf dem Wasser zu beobachten und allfällige Auffälligkeiten an die Departementsverwaltung zu übermitteln. Urgroßvater Ludovic tat wie ihm geheißen und baute sein Häuslein in gebotenem Abstand zur Steilküste. 150 Meter schienen ihm ausreichend. Er zimmerte sich ein Bänklein, das er an der Kante aufstellte und als Beobachtungsposten nutzte. Als er nach einer stürmischen Nacht im Herbst 1927 zu seiner Bank ging, war sie nicht mehr da – hinabgestürzt zusammen mit einem Stück abgebrochener Kante. Ludovic zimmerte sich ein neues Bänklein, stellte es an der Kante auf und vererbte im Jahr darauf Haus und Bank an seinen Sohn Loïc. An der Bank hatte er keine lange Freude — auch sie war eines Morgens verschwunden. Da Loïc handwerklich unbegabt war, versuchte er gar nicht erst, ein Bänklein zu zimmern und kaufte sich stattdessen einen Klappstuhl. Den nahm er jeden Abend mit nach Hause, auf dass er am nächsten Tag keine unliebsame Überraschung erlebe. Dass die Kante sich unbemerkt, aber unaufhaltsam seinem Haus näherte, entging ihm somit. Loïcs Sohn Jean-Francois hatte an Klappstuhl und Wasserbeobachtung gar kein Interesse, das Haus nutzte er nur noch für die Sommerfrische. Den Klappstuhl warf er in den nahen Somme-Kanal, die näherrückende Kante ignorierte er, das Haus vererbte er Jean-Luc, der mit dem Meer überhaupt nichts mehr am Hut hatte und die Küste mied. Als er das Haus nach Jahren des Leerstands verkaufen wollte, musste er feststellen, dass Gebäude und Grundstück unverkäuflich geworden waren — die Kante war doch ein wenig nah herangerückt.
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L’arrière-grand-père de Jean-Luc Vandermer aimait la mer et la vue du large. C’était donc une bonne occasion quand on lui a attribué un lopin de terre sur la côte avec l’obligation de construire une maison et d’observer à l’avenir les événements sur l’eau et de rapporter les éventuelles anomalies à la Préfecture. L’arrière-grand-père Ludovic avait exécuté sa tâche comme il lui avait été ordonné et a construit sa petite maison à une distance de sécurité de la falaise ; 150 mètres lui semblaient suffisants. Il utilisa comme poste d’observation un petit banc fabriqué et installé par ses soins sur le bord de l’abîme. Quand, après une nuit de tempête à l’automne 1927, il a voulu rejoindre son banc, il n’était plus là – il avait été emporté tout comme un morceau de la falaise. Ludovic fabriqua un autre petit banc, le mit sur le bord et l’année suivante à son décès la maison et le petit banc furent transmis à son fils. Celui-ci n’en profita pas longtemps – un matin le petit banc avait disparu. Loïc n’étant pas bon bricoleur il n’essaya même pas d’en fabriquer un autre et acheta une chaise pliante à la place. Il l’emporta chaque soir à la maison pour éviter les mauvaises surprises le lendemain. Ainsi il ne s’aperçut pas que le bord de la falaise s’approchait inexorablement de sa maison. Jean-François, le fils de Loïc ne s’intéressa ni à la chaise pliante et ni à l’observation de la mer, il utilisa la maison pour les vacances d’été. Il jeta la chaise dans le proche canal de la Somme, il ne prit pas garde au rapprochement du bord. Son fils Jean-Luc héritier de la maison fut encore moins porté sur la mer et évita la côte. Quand il a voulu vendre la maison restée vide pendant des années, il a dû constater que le bâtiment et le terrain étaient devenus invendables — le bord s’étant rapproché un peu trop près.
(Ault, Département Somme, Sommer / été 2014. Digitalfoto / photo numérique.)
Nr. 197 / No. 197 der Fotoserie / de la série de photos
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